Davon profitiert das Bäckerhandwerk

Davon profitiert das Bäckerhandwerk

Gesunde Produkte, natürliche Zutaten und traditionelle Herstellung – darin sehen die Mitglieder des Backzutatenverbandes große Chancen auf mehr Umsatz für Bäcker. Bei einer Umfrage unter den Verbandsmitgliedern zum Thema Konsumverhalten, Chancen und Trends wurden außerdem die Modernisierung von Betriebsabläufen und die Digitalisierung als positive Faktoren genannt. Das Konsumverhalten der Verbraucher in Bezug auf Backwaren hat sich durch Corona nach Einschätzung von rund 30 Prozent der Umfrageteilnehmer deutlich verändert, rund 65 Prozent sehen nur leichte Veränderungen und 4 Prozent meinen, es habe sich nichts verändert.

Dr. Thorid Klantschitsch, stellvertretende
Vorsitzende Wissensforum Backwaren.

„Die Entwicklung in Richtung Nachhaltigkeit und Gesundheit hat coronabedingt einen Schub
bekommen“, sagte Wilko Quante, Vorsitzender des Backzutatenverbandes, bei einem digitalen Pressegespräch. „Die Backzutatenbranche bedient diesen mit qualitativ hochwertigen Produkten.“ Auch die Verlagerung der Ernährung zu mehr Getreideprodukten sei für die Backbranche positiv. Unterstützung bekam er von Dr. Thorid Klantschitsch, stellvertretende Vorsitzende des Wissensforums Backwaren und Geschäftsführerin von Zeelandia: „Bäcker haben schon immer gesunde Produkte hergestellt. Dass wir inzwischen bei so vielen wertvollen Produkten das Gefühl haben, dass es nicht mehr gesund ist, ist in meinen Augen bedenklich und sicher eine Wohlstandserscheinung.“

Wilko Quante, Vorsitzender Backzutatenverband.

Backzutatenlieferanten melden Umsatzrückgang
Wie die gesamte Backbranche verzeichneten auch die Lieferanten von Backzutaten im vergangenen Jahr Umsatzrückgänge. Zwei Drittel der befragten Unternehmen hatten „gravierende“ oder „leichte“ wirtschaftliche Einbußen, von einem „leichten wirtschaftlichen Wachstum” konnten knapp 20 % der befragten Unternehmen berichten. „Die Anzahl der Verzehrsanlässe ist im vergangenen Jahr durch die
pandemiebedingten Einschränkungen zurückgegangen. Natürlich gibt es Teilbereiche, die eine positive Entwicklung verzeichnet haben“, sagte Wilko Quante, der auch Geschäftsführer von Uniferm ist. „Wenn man jedoch einen Saldo unter die gesamte Backzutatenbranche zieht, dann ist dieser negativ und zwar deutlich.“ Für die Zukunft rechnet rund ein Viertel der Befragten mit einer weiteren Verschlechterung durch die Coronaauswirkungen, die Hälfte erwartet keinen Einfluss und ein weiteres Viertel sieht eine Verbesserung der Situation.

Wie entwickelt sich das Geschäft in den nächsten Jahren?
Bei der Frage, „Wie wird sich das Bäckergeschäft in den nächsten fünf Jahren weiterentwickeln?” waren die meisten der Befragten optimistisch: Fast 40 Prozent rechnen damit, dass es sich schnell erholen und 2022 wieder auf dem Niveau von vor der Krise liegen wird. Rund 35 Prozent glauben, dass die Erholung „zwei bis drei Jahre“ brauchen wird und rund 26 Prozent sind noch pessimistischer: Sie denken, die Nachwirkungen der Krise seien auch noch in fünf Jahren spürbar.

„Das Konsumverhalten wird sich noch diversifizierter darstellen als zuvor, Stichpunkt Online-Bestellungen. Verbraucher haben gelernt, den Kaffee zu Hause zu trinken und das war ein wichtiges Standbein für unsere Bäckerbranche“, sagt Klantschitsch. „Wir erwarten daher, dass das Niveau von 2019 nur langsam wieder erreicht wird.“ Ähnlich sieht es Quante: „Wenn sich die Geschäftsreiseaktivitäten und Pendlerbewegungen bedingt durch vermehrtes Arbeiten im Homeoffice nicht komplett wieder zurückentwickeln, wird auch die Anzahl der Verzehrsanlässe nachhaltig geringer sein als vorher. Und dann ist in der Tat zu erwarten, dass sich die Auswirkungen der Corona-Krise noch über die nächsten Jahre zeigen werden.“

Christof Crone, Geschäftsführer
Wissensforum Backwaren. Foto: Steffen Hoeft

Genuss ist analog und bleibt es auch
Und wie wird es künftig mit Messen und ähnlichen Veranstaltungen aussehen? „Genuss ist analog und das bleibt er auch weiterhin. Wir stellen Genussmittel her, deren Qualität erlebt werden muss“, sagt Klantschitsch. Eine Ansicht, die Quante teilt: „Wir müssen zudem berücksichtigen wie unsere Branche funktioniert. Sie ist es gewohnt, von Angesicht zu Angesicht zu agieren.“ Beim Verein Wissensforum Backwaren wird es nach Einschätzung des Vorsitzenden und Geschäftsführers Christof Crone „kein Zurück zu reinen Präsenzveranstaltungen geben. Wir planen künftig alle Veranstaltungen hybrid durchführen. Wir verzeichnen steigende Teilnehmerzahlen bei unseren Gremiensitzungen durch die Digitalisierung, starke Einsparungen im Reisekosten-Etat und sinnvollere Einsätze der Zeitressourcen. Für uns als Verband ist dies eine positive Entwicklung, die sich manifestiert hat.“