Bäckereiverbände fordern Energiezuschuss

Bäckereiverbände fordern Energiezuschuss

Täglich werden in den Handwerksbäckereien in Norddeutschland über 1 Million Brote und 11 Millionen Brötchen produziert. Grafik: BKV Nord


Die Bäcker- und Konditorenvereinigung Nord (BKV) fordert, dass auch Handwerksbäckereien Zuschüsse zu den stark gestiegenen Energiekosten erhalten. Das neue EnergieKostenDämpfungsProgramm (EKDP) der Bundesregierung müsse in diesem Sinne ergänzt werden, heißt es in einer Mitteilung des Verbands, der die Bäckerinnungsverbände für Schleswig-Holstein, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Bremen vertritt. Wichtig sei auch, dass die Politik Planungssicherheit für den Fall einer Gasknappheit schafft.

„Die Betriebe des Bäckerhandwerks sind seit Monaten einer dramatischen Kostensteigerung im Bereich der Energie-, Rohstoff- und Personalkosten ausgesetzt. Preiserhöhungen können mittlerweile kaum mehr an die Kunden weitergeben werden“, schildert BKV-Vorsitzende und Landesinnungsmeisterin für Schleswig-Holstein, Maren Andresen, die aktuelle Situation. „Wenn diese Entwicklung, wie es derzeit aussieht, anhält oder sich weiter verschärft, sind flächendeckend eine Vielzahl der Betriebe und Arbeitsplätze in Gefahr.“

Dietmar Baalk, Landesinnungsmeister für Bremen und Niedersachsen, wies auf die wirtschaftliche Bedeutung des Bäckerhandwerks hin. Allein in Niedersachsen und Bremen werden von den rund 800 Bäckereien und ihren fast 50.000 Mitarbeitern jedes Jahr über 445 Mio. Euro an Steuern und Sozialabgaben für Bund und Land erwirtschaftet. „Im Falle von Betriebsschließungen wegen Gasnotstand fehlen die im Staatssäckel. Mir scheint, dass die Politik diesen enormen Solidarbeitrag des Bäckerhandwerks nicht auf dem Schirm hat.“

Täglich werden in den norddeutschen Handwerksbäckereien über eine Million Brote und 11 Millionen Brötchen produziert. Im Krisenfall könne die Brotproduktion auf bis zu 8 Millionen Stück pro Tag gesteigert werden. Dieses Grundnahrungsmittel stehe wohnortnah ohne energieintensive Logistikketten zur Verfügung, sagte Jan Loleit, Geschäftsführer des Verbandes. Er erwarte, dass von der Bundesregierung bereitgestellte Hilfen für energieintensive Unternehmen nicht nur der Industrie, sondern fair, gerecht und solidarisch gewährt würden – also auch energieintensiven, systemrelevanten Branchen wie dem Bäckerhandwerk. Das neue EnergieKostenDämpfungsProgramm, mit dem Belastungen durch starke Verbräuche an Erdgas und Strom für Wirtschaftsbetriebe gedämpft werden sollen, erfülle diesen Anspruch nicht.

Während die Herstellung von Wermutwein oder Tapeten nach dem EKDP förderfähig seien, könnten die energieintensiven Handwerksbäckereien keine Zuschüsse aus dem Programm beantragen. Zur Begründung heiße es, dass die Produkte nicht „international vertrieben“ werden und daher nicht über eine „ausreichende Handelsintensität“ verfügten.

„Die nebulösen Aussagen der Politik zu einem Gasnotfallplan sind ebenfalls untragbar,“ blickt Baalks Vorstandskollegin Babette Lichtenstein van Lengerich sorgenvoll Richtung Winter. „Unsere Betriebe brauchen Planungssicherheit, ob sie in einer Priorisierungsliste aufgenommen sind oder ob auch dort nur die Industrie Berücksichtigung findet.“

50 Prozent der Backfläche in Norddeutschland sind gasbetrieben, 41 Prozent laufen mit Strom, 9 Prozent mit Öl. In Schleswig-Holstein, Bremen und Niedersachsen haben 70 Prozent der Betriebe Gasöfen im Einsatz. Ohne Aufnahme in den Gasnotfallplan drohten Betriebsschließungen. Landesinnungsmeister Baalk: „Systemrelevante Branchen wie das Bäckerhandwerk, die Lebensmittel produzieren, müssen im Fall von Gasknappheit weiter mit Gas beliefert werden! Diesen klaren Anspruch haben wir an die Politik und wir erwarten hierzu ein klares Bekenntnis.“

Die angekündigte Gasumlage verschärft die Kostensituation noch zusätzlich. „Bei Umlagen von 1,5 bis 5 Cent zusätzlich pro Kilowattstunde, wie sie in der Diskussion sind, sind das schnell mehrere tausend Euro, die ein Betrieb monatlich zusätzlich zu schultern hat. Diese Kosten sind können nicht durch einen gesteigerten Verkauf von Backwaren aufgefangen werden“, ergänzt Verbandsgeschäftsführer Jan Loleit. Auch hier sei endlich Klarheit vonnöten.