Brezeln backen auf höchster Ebene
Dorfbäcker Stefan Richter (rechts) und Bäckermeister Andreas Speiser (links) haben Bundespräsident a.D. Joachim Gauck zum gemeinsamen Brezenbacken in die Backstube eingeladen. Anlass war die Eröffnungsveranstaltung der Aktion „Brot für die Welt“ in Leipzig, wo Gauck davon sprach, allen Jugendlichen zu empfehlen, Bäcker zu werden. Das sich daran anschließende Gespräch wurde jetzt in der Richters Backstube fortgesetzt.„Wie in der Oberlausitz haben auch wir hier im Allgäu eine gesunde Bäckerlandschaft – noch! Also müssen wir uns bemühen, dem Bäckerhandwerk immer den goldenen Boden zu bereiten, den es benötigt“, so Speiser.
Stefan Richter, Dorfbäckermeister aus Kubschütz bei Bautzen und Landesobermeister des Landesinnungsverband Saxonia des Bäckerhandwerks Sachsen, waren Ende letzten Jahres zu Gast bei der Eröffnungsveranstaltung der Aktion „Brot für die Welt“ in Leipzig, wo Bundespräsident a.D. Joachim Gauck davon sprach, dass man allen Jugendlichen empfehlen müsse: „Werdet Bäcker!“ Das sich daran anschließende Gespräch wollte Richter schon damals gerne in einer Backstube weiterführen.
Seit einigen Jahren ist Stefan Richter auch Landesvorsitzender der Paneuropa-Union Sachsen (PEU) und war am Wochenende zu Gast bei den 50. Paneuropa-Tagen in Kempten. Als PEU-Bundesvorstandsmitglied hatte Richter die Einladung und Auszeichnung von Gauck sehr befürwortet. „Diese Auszeichnung war für mich der Grund, Bundespräsident a.D. Gauck zum gemeinsamen Brezenbacken in die Backstube des mit mir befreundeten Kemptener Bäckermeisters Andreas Speiser einzuladen. Mit Andreas habe ich ein Jahr lang an der Akademie des Deutschen Bäckerhandwerks in Weinheim die Schulbank zum geprüften Brotsommelier gedrückt und hatte da schon vor, mich bei ihm für einen Brezenbackkurs zu bewerben“, so Richter, der als Oberlausitzer Bäcker bislang eher weniger mit dem süddeutschen Laugengebäck zu tun hatte.
Und Gauck sagte zu, machte auf der Rückreise nach Berlin einen etwas längeren Stopp in der Backstube der Bäckerei Speiser. „Altbundespräsident Gauck wollte ja nur zuschauen, aber als sogar der mitanwesende Kemptener Oberbürgermeister Thomas Kiechle den vorbereiteten Teig in die Hand nahm, konnte auch Gauck nicht widerstehen und formte unter meiner Anleitung eine perfekte Breze“, sagt Bäckermeister Speiser, der auch gleichzeitig stellvertretender Obermeister der Bäckerinnung Allgäu ist, erfreut. „Aktuell arbeiten bei uns Mitarbeiter aus über zehn Nationen und alle kommen wunderbar miteinander aus.“ Mit 100 Mitarbeitern, sieben Filialen und zwei mobilen Verkaufsgeschäften gehört die 1982 gegründete und vor fünf Jahren aus Platzgründen nach Kempten umgezogene Bäckerei zu den größeren Handwerksbetrieben. Spezialität ist die Brezenbackkunst, die eine Symbiose aus bayerischer und schwäbischer Breze ist und direkt auf dem heißen Stein gebacken wird. „Die Breze symbolisiert die betenden Hände und ist wie unser Stollen als Synonym für das Jesuskind eines der ältesten christlichen Gebildgebäcke“, informiert Richter.
„Wie in der Oberlausitz haben auch wir hier im Allgäu eine gesunde Bäckerlandschaft – noch! Man sagt hier ‚wenn der letzte Bäcker stirbt, dann stirbt das Dorf‘. Also müssen wir uns bemühen, dem Bäckerhandwerk immer den goldenen Boden zu bereiten, den es benötigt“, so Speiser.
Alt-Bundespräsident Gauck legte großen Wert auf den Unternehmenserfolg der beiden Handwerker. In den Gesprächen mit Dorfbäckermeister und Europakandidat Richter wurde immer wieder deutlich, dass beide die kleinen und mittelständischen Unternehmen als Grundpfeiler der Demokratie betrachten.
„Der heutige Besuch unseres Bundespräsidenten Joachim Gauck bringt dem Bäckerhandwerk eine hohe Wertschätzung gegenüber. Mit dem Altbundespräsidenten haben wir hier in Kempten einen Politiker erlebt, der auch aus eigener Diktaturerfahrung dem handwerklichen Unternehmertum eine hohe Wertschätzung entgegenbringt“, so Richter und Speiser abschließend.