Es fehlen 40.000 Azubis

Es fehlen 40.000 Azubis

Das Handwerk in Deutschland sieht sich mit einem massiven Mangel an Lehrlingen konfrontiert. Knapp 40.000 Ausbildungsstellen sind derzeit noch unbesetzt. Die Ausbildungssituation im deutschen Handwerk ist alarmierend: „Ende April waren bei unseren Handwerkskammern noch knapp 40.000 offene Ausbildungsplätze gemeldet“, sagte Handwerkspräsident Jörg Dittrich der „Rheinischen Post“. Er appellierte daher an die Jugendlichen, diese „40.000 Chancen“ zu nutzen und eine Ausbildung zu beginnen. Ein wichtiger Aspekt, den es zu verbessern gelte, sei der Übergang von der Schule in die Ausbildung: Zu viele junge Menschen brächen die Schule ohne Abschluss ab, und an Gymnasien sei es „immer noch so, dass die Schülerinnen und Schüler vor allem eine Studienberatung erhalten und die Perspektiven beruflicher Bildung gar nicht vorkommen“, kritisierte der ZDH-Präsident.

„Umfassende Maßnahmen sind erforderlich“
Laut Mikrozensus gebe es derzeit rund 600.000 Menschen zwischen 18 und 24 Jahren, die zwar die Schule verlassen hätten, aber danach nicht in einer Arbeitsstelle angekommen oder eine Ausbildung beziehungsweise ein Studium begonnen hätten. „Wo sind die geblieben? Hier muss die Politik dringend mehr hinschauen“, forderte Dittrich. Um den Mangel an Lehrlingen im Handwerk in Deutschland zu beheben, sind dem Handwerkspräsidenten zufolge somit umfassende Maßnahmen erforderlich, die von der Förderung inländischer Fachkräfte bis hin zur Reform der Sozialversicherung reichen.

Zahl der Azubis geht weiter zurück
Handwerksverbände berichten von einem deutlichen Rückgang der Zahl Auszubildender. „Während im Jahr 2005 noch 163.000 junge Menschen eine Ausbildung im Handwerk begonnen haben, waren es im Jahr 2020 nur noch 130.000“, so Andreas Ehlert, Präsident von Handwerk.NRW. „Im gleichen Zeitraum ist die Studienanfängerquote um mehr als 50 Prozent angestiegen: Etwa sechs von zehn Personen beginnen heute ein Studium. Die fehlen uns natürlich in der dualen Ausbildung.“ Besonders betroffen seien die Bau- und Ausbaugewerke, die Bereiche Sanitär-Heizung-Klima, Elektro und Lebensmittelgewerke, wie etwa Metzger und Bäcker.

Über Chancen und Entwicklungsmöglichkeiten im Handwerk informieren
Generalsekretär Holger Schwannecke vom Zentralverband des Deutschen Handwerks mahnt Interview mit dem „Spiegel“ an, dass vielen eine veraltete Vorstellung von den Handwerksberufen haben: „Junge Menschen, aber auch ihre Lehrer und Eltern, haben oft ein tradiertes Bild vom Handwerk im Kopf. Seit 2008 untersucht Forsa für uns , wie das Handwerk in der Bevölkerung wahrgenommen wird, und die erste Umfrage zeigte: Die Leute kannten nur zehn oder zwölf Handwerksberufe, nicht mehr – es sind aber über 130. Das liegt auch daran, dass wir jahrzehntelang nicht über uns geredet haben, auch nicht über die Chancen und Entwicklungsmöglichkeiten für junge Menschen im Handwerk. Und das ist fatal. Mit unserer Kampagne versuchen wir, diese Bilder im Kopf zu drehen.“

Doch wie erfolgreich war die Imagekampagne, mit der sich das Handwerk in den vergangenen zehn Jahren bemüht hat, seinen Ruf aufzupolieren? Auf Plakatwänden, in TV-Spots, mit Taschen und Briefmarken wurde um mehr Auszubildende geworben. Hat das etwas gebracht?

Hier geht es zum Interview mit Holger Schwannecke vom Zentralverband des Deutschen Handwerks im „Spiegel“.