Nachhaltigkeit in der Milchproduktion

Nachhaltigkeit in der Milchproduktion

Der Werbeslogan „Die Milch macht’s“ zieht heute nicht mehr. Immer mehr Verbraucher setzen auf Alternativprodukte wie Soja-, Hafer-, Mandel- und Reisdrinks. Dennoch: Gute Milch und Milchprodukte sind nicht nur lecker, sondern können auch nachhaltig sein, meldet der Bioanbauverband Demeter, anlässlich des Internationalen Tages der Milch am 1. Juni. Längst nicht jede Kuh sei ein sogenannter Klimakiller – mit dem richtigen Futter könne sie gar zur Klimaschützerin werden.

So richtig gefeiert wird die Kuh am Weltmilchtag 2022 hierzulande nicht, denn sie gilt vielen als Klimakillerin und Nahrungskonkurrentin. Das liegt zum einen daran, dass sie als Wiederkäuer bei der Verdauung Methan ausstößt und dass für sie oft riesige Mengen an Kraftfutter aus Übersee importiert werden. Doch wird die Kuhhaltung und Milchgewinnung ganzheitlich gedacht und unterhalten, kann sie nachhaltig sein, betont Demeter. Kuhhaltung könne so einen Beitrag zur CO2 Bindung leisten, die Biodiversität fördern und die Ernährung sinnvoll ergänzen, wie Demeter-Vorstand Alexander Gerber erklärt: „Unsere Demeter-Milchbäuerinnen und -Bauern halten nur so viele Tiere, wie der eigene Hof ernähren kann. Die Kuh ist zentraler Bestandteil einer Landwirtschaft, die den Boden und das Klima schützt und die Artenvielfalt fördert.“

Milchkühe sind heute oft Hochleistungstiere, die nur mit Sojabohnen aus Brasilien und anderen Importfuttermitteln ihre Leistung halten können. Auf Demeter-Betrieben werde das anders gehandhabt – Kühe werden artgerecht ernährt, fressen hauptsächlich hofeigenes Gras und Heu. Gerber weiter: „Kühe, die hauptsächlich von Wiesen und Weiden ernährt werden, konkurrieren nicht um Getreide, Mais und Soja, die dringend für die Ernährung der Menschen benötigt werden. Zudem fördert Weidehaltung das Wurzelwachstum und den Humusaufbau. Dadurch wiederum speichert der Boden mehr Kohlenstoff – und hilft damit, das Klima zu schützen.“

Gleichzeitig sorgt die Kuh auch für Artenvielfalt. „Mehr Kühe auf der Weide heißt auch: mehr Insekten! Denn der Kuhfladen ist ein Hort des Lebens; auf jedem können sich 200 bis 300 Gramm Insektenmasse entwickeln“, erklärt Gerber. „Wir dürfen die derzeitige Krise der globalen Ernährungssicherheit, den Klimawandel und das Artensterben nicht isoliert betrachten. Die nächsten Generationen werden sich nur ernähren können, wenn wir Bodenfruchtbarkeit und Biodiversität erhalten. Um klimaschädliche Emissionen zu vermindern, müssen wir langfristig die Tierhaltung insgesamt reduzieren. Der Ökolandbau sollte als Leitbild dienen, denn hier werden nur so viele Tiere gehalten, wie vom eigenen Hof oder in einer Futter-Mist-Kooperation zwischen Betrieben ernährt werden können – und deren Menge an Mist die Felder optimal düngt. Das ist praktizierte Zukunftsfähigkeit“, erklärt Gerber. Er fordert: „Herr Özdemir, geben Sie jetzt der Agrarpolitik noch den nötigen und von der EU geforderten Feinschliff, damit es sich für alle landwirtschaftlichen Betriebe lohnt, auf eine nachhaltigere, tiergerechtere und klimafreundlichere Landwirtschaft zu setzen!“

Für Klima- und Umweltbewusste Verbraucher kann letztlich beides seinen Platz in der Ernährung haben: nachhaltig erzeugte Milch und Milchprodukte ebenso wie pflanzliche Alternativen.

Foto: Landesvereinigung Milch NRW