Nachhaltiges Trendgetränk: Cascara

Nachhaltiges Trendgetränk: Cascara

Der Kaffeekirschentee oder auch Cascara – der Name kommt aus dem Spanischen und bedeutet Hülse oder Schale – besteht aus dem getrockneten Fruchtfleisch (Pulpe) der Kaffeekirsche. Der Tee hat eine belebende, erfrischende und kräftigende Wirkung wie Kaffee. Dabei ist er gerade für Menschen, die keinen Kaffee mögen, geeignet, weil er keinen Röstgeschmack hat. Der Cascara Kaffeekirschentee ist mehr als ein trendiges Getränk. Das Produkt ist in seiner Herstellung besonders umweltfreundlich, erhöht das Einkommen vieler Kaffeebauern in Peru und reduziert deren CO₂-Fußabruck. Verschiedene Röstereien haben das Trendgetränk bereits im Sortiment darunter die Dresdner Kaffee und Kakao Rösterei, die Murnauer Kaffeerösterei, Tchibo und die Berliner Kaffeerösterei.

Das „Coffee Cherry Tea“-Projekt der Murnauer Kaffeerösterei
Cascara, der Tee aus dem Fruchtfleisch der Kaffeekirsche, ist ein trendiges Getränk, das die Kaffeewelt mit seinem fruchtig-aromatischen Geschmack derzeit erobert. Zugleich ist es ein Produkt mit großem Nachhaltigkeits-Faktor. Die Murnauer Kaffeerösterei zeigt im Projekt „Coffee Cherry Tea“ gemeinsam mit peruanischen Kaffeebauern, welche Rolle Cascara in Sachen Klimaschutz spielen kann und wie er das Leben von Kaffeebauern verbessert.

Cascara bedeutet mehr Einkommen, mehr Klimaschutz, mehr Gemeinschaft
2016 markiert eine kleine Zeitenwende in der Hersteller-Gemeinschaft der Asociación von Miguel Grau in Peru. Das Projekt „Coffee Cherry Tea“ brachte etwas Neues: mit Cascara wurde das vom Kern geschälte Kaffeekirschenfleisch, das normalerweise auf dem Kompost landet, neben der Kaffeebohne zu einem eigenständigen und hochwertigen Produkt. Die Ascociación kam nicht zufällig auf diese Idee. Als sich abzeichnete, dass Cascara als Produkt auf den Markt kommen würde, nutzten die Murnauer Kaffeerösterei und die Kaffeemarke Pacha Mama die Gunst der Stunde und initiierten das Projekt „Coffee Cherry Tea“. Pacha Mama hatte einige Jahre zuvor die Ascociacón bereits unterstützt, ihre Kaffeekompetenz zu entwickeln. Zusammen mit der Murnauer Kaffeerösterei als Produkt- und Qualitätsentwickler baute diese Hersteller-Gemeinschaft nun auch ihre Cascara-Kompetenz auf, unterstützt von der Deutschen Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ).
Durch eigene Erfahrungen zur gefragten Trainer-Kompetenz


Da Cascara als hochweriges Lebensmittel absolut neu war, gab es noch keine Best Practice für die Herstellungsprozesse. „Wir waren Frontrunner, es gab keine andere Kompetenz, wir haben uns durch eigene Erfahrung Kompetenz erarbeitet“, erinnern sich Walter Knauer von Pacha Mama und Thomas Eckel. Im Februar 2022 schließlich wurde das Produkt offiziell in der EU zugelassen. Bis dahin waren es sechs Jahre, in denen die Hersteller der Asociación Miguel Grau Erfahrungen sammeln und sich optimal auf den Release vorbereiten konnten. Zwei wichtige Personen für den Erfolg der Asociación sind Aurelia Gamarra Quispe und Elvis Canchanya. Die Qualitätsmanagerin und der Agraringenieur betreuen die Cascara-Produktion. Sämtliche Erfahrungen, die beide Experten zusammen mit Farmen und ihren Projekt-Partnern gesammelt haben, sind in einem Handbuch für alle niedergeschrieben. Jede Ernte beschert neue Erkenntnisse, die neu bewertet und im Handbuch ergänzt werden. Es ist ein ständiger Optimierungsprozess. Cascara Kaffeekirschentee erhöht das Einkommen vieler Kaffeebauern in Peru und reduziert deren CO₂-Fußabruck

Bis zu 30 Prozentmehr Einkommen für Kaffeebauern
Bereits darin liegt ein großer, nachhaltiger Erfolg für die Hersteller-Gemeinschaft: mit ihrem Wissensschatz haben sich Aurelia und Elvis über die Asociación hinaus einen Ruf als Cascara-Experten erarbeitet. Dieser Erfolg machte unter umliegenden Herstellern die Runde, mittlerweile sind vier Nachbarkooperativen eingestiegen. Waren es vorher an die 50 Farmen, tauschen nun etwa 200 ihr Wissen untereinander aus. Dieser Enthusiasmus rührt sicherlich auch daher, dass Cascara eine zusätzliche Einkommensquelle bedeutet. Die Kaffeebauern bekommen mit dem Tee zwischen 25% und 30% mehr Einkommen für mehr wirtschaftliche Planungssicherheit und höheren Lebensstandard. So ist gelungen, was sich Pacha Mama und die Murnauer Kaffeerösterei von Anfang an gewünscht hatten: ein Train-The-Trainer-Effekt, bei dem die Hersteller nach Projekt-Ende auf eigenen Beinen stehen.

Nachhaltige Klimaarbeit mit Cascara direkt auf der Farm
Neben der sozial nachhaltigen Seite gibt es auch eine ökologisch nachhaltige. „Sobald Hersteller ihre Produkte diversifizieren, also mehrere Produkte anstatt nur einem anbauen, geht damit meistens eine Abholzung von Wald einher“, berichtet Walter Knauer. „Ein kleiner Betrieb nimmt auf diese Weise jährlich etwa einen Hektar Wald weg. Mit Cascara ist das nicht nötig. Den Kaffeestrauch gibt es ja bereits, er gibt uns lediglich ein weiteres Produkt.“ Es seien schlicht effiziente und optimierte Prozesse, die diesen Gewinn für die Farmen generierten.


Was weiter ins Gewicht fällt: mit Cascara landet weniger Fruchtfleisch auf dem Kompost. Das klingt nicht spannend, hat aber in Sachen Klimaschutz enormes Potenzial. Die Nachhaltigkeits-Plattform „At Source“ der Olam-Coffeegroup hat nämlich festgestellt, dass auf einer Plantage durchschnittlich 17% der CO₂e, v.a. stark klimaschädliches Methan entstehen, wenn Ernteabfälle wie etwa Kaffeekirschenfleisch auf dem Komposthaufen landen. Würde dieser regelmäßig gewendet oder anderweitig belüftet, hätte das großen Einfluss auf die Klimabilanz einer Farm.

Mit der Produktion von Kaffeekirschentee könnte in Sachen Klimaschutz also an dieser Schraube gedreht werden. Der Anteil des Fruchtfleisches, den die Asociación zu Cascara verarbeitet, sei aktuell noch relativ gering, sagt Aurelia. „Wir wollen gerne mehr herstellen, müssen aber sehen, wie wir wachsen können. Dazu braucht es mehr Platz, mehr Manpower und mehr Zeit.“ In jedem Kilogramm Cascara stecken 14 kg Fruchtfleisch – bei aktuell 100t Cascara ist bereits jetzt beträchtlich, was die Kooperative dadurch an CO₂e einspart. Finden sich weitere Partner, würde das die Klimabilanz der Farmen erheblich verbessern.

Foto: Adobe Stock