Bayerische Bäcker zur Energiekrise

Bayerische Bäcker zur Energiekrise

„Haben wir uns bei der letzten Versammlung auf unserem Verbandstag im April noch mit der Corona-Pandemie und deren Auswirkungen beschäftigt, zeichnen sich jetzt schon die ersten Vorboten für die Auswirkungen der Inflation und der Preisentwicklung ab“, sagte der bayerische Landes-Innungsmeister Heinrich Traublinger bei der Obermeistertagung Anfang Oktober im fränkischen Langenzenn. In seiner Ansprache ging er neben den Energiekosten und der -versorgung auch auf Rohstoffkosten, Inflation, Lohnentwicklung, Fachkräftemangel, den Auswirkungen der neuen Corona-Welle und die immer wieder wachsenden Hürden der Bürokratie ein.

Rohstoffmarkt und Energiekrise
In seiner Rede stellte er die vielfältige Unterstützung der Menschen in der Ukraine und der Flüchtlinge durch das Bäckerhandwerk heraus, dankte den Betrieben für ihren Einsatz und ihre Mithilfe. „Aber mit diesem Angriffskrieg hat sich auch unsere Welt und unser Gewerk verändert. Viele Probleme sind plötzlich aufgekommen“, so Traublinger. Dabei blickte er zunächst auf die Explosion der Rohstoffkosten. Insbesondere wies er auf die für das Bäckerhandwerk wichtigen Mehlpreise hin. Sie seien durch den Ukraine-Krieg, begleitet von hohen Ernteausfällen in China in die Höhe geschossen. Der Rohstoffmarkt sei auf breiter Fläche sehr angespannt. Im Zentrum der Herausforderungen stünden jedoch Energiekosten und -sicherheit.

Mit dem Rücken zur Wand
„Deutschland steuert auf eine der schwersten Energiekrisen zu“, bringt Traublinger seine Sicht auf den Punkt. „Kleine und mittelständische Handwerksbetriebe stehen wegen der Energiekosten buchstäblich mit dem Rücken zur Wand. 70 Prozent der deutschen Bäckereien backen und heizen mit Gas.“ Traublinger begrüßt die Maßnahmen der Bundesregierung, Energiesicherheit herzustellen, wies aber darauf hin, dass es bei den unkalkulierbaren möglichen Entwicklungen zu großen Schwierigkeiten kommen könne. Schon jetzt kämpfe das Bäckerhandwerk massiv mit den preislichen Auswirkungen. In einer Beispielrechnung zeigte er die klar die wirtschaftliche Situation vieler Betriebe auf und belegte damit, dass ein Betrieb diese Kosten dauerhaft nicht stemmen könne.

Verbände, Innungen und Betriebe kämpfen für das Bäckerhandwerk
„Und deshalb ist das Bäckerhandwerk aufgestanden“, so Traublinger. Die verdiente Aufmerksamkeit wurden dem Thema in hohem Maße zuteil, nachdem Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck in Sendung Maischberger Aussagen machte, die vielfach missverstanden wurden. Dadurch wurde die Öffentlichkeit auf die Problematik aufmerksam. Habeck habe sich im Anschluss im September mit dem Präsidenten des Zentralverbandes des deutschen Bäckerhandwerks Michael Wippler und Hauptgeschäftsführer Daniel Schneider ausgetauscht. Der Dialog habe Erfolg gezeigt. Es seien zahlreiche Aktionen in verschiedenen Regionen Deutschlands gefolgt. In Bayern hätten viele Betriebe Abgeordnete angeschrieben und Gespräche mit ihnen geführt. Bisher böten die Maßnahmen von Seiten der Regierung noch nichts Verwertbares für das Handwerk, berichtete Traublinger und verwies auf das Positionspapier von Bundeskanzler Olaf Scholz, setzt aber auf weitere, schnellgreifende Maßnahmen.

Weitere Herausforderungen
Erschwert würde die aktuelle Situation durch andere Probleme. Die Inflation stiege in unkontrollierbarem Maß. Die Lohnkostenentwicklung könne in der derzeitigen Lage wirtschaftlich von kaum einem Betrieb gestemmt werden. Gleichzeitig wirke sich der Fachkräftemangel stark aus. „Gerade in der Ferienzeit mussten viele Kollegen Filialen schließen oder einfach früher zusperren, weil ihnen das Personal fehlte“, berichtet Traublinger. „Teilweise wurden Produkte eingestellt, weil man keine Bäcker und Konditoren hatte, um diese herzustellen.“

Gegen zeitraubende Bürokratie
Am Ende seiner Rede ging Heinrich Traublinger auf das ‚Monster Bürokratie‘ ein. „Verpa-ckungsregister, Herkunftsnachweisregister, Arbeitszeitgesetz, Nachweisgesetz sowie Ar-beitsschutzverordnung und die damit zusammenhängende nie enden wollende Bürokratie“, fasst der Landesinnungsmeister zusammen. „Auch hier werden wir nicht müde, gegen die überbordende Bürokratie zu kämpfen. Wir wollen erreichen, dass ein Bürokratieschutz für Klein- und Mittelständische Unternehmen eingeführt wird, damit sie sich endlich wieder dem widmen können, wofür sie Bäcker geworden sind, nämlich dem Backen.“