Nachhaltig Kaffee rösten

Nachhaltig Kaffee rösten

Klimawandel, Verknappung von Land und Wasser, dazu eine stetig steigende Weltbevölkerung – das sind Entwicklungen, die die Landwirtschaft vor große Herausforderungen stellen. Und damit auch den Kaffeesektor. Kaffee kann nur eine Zukunft haben, wenn hier ein tiefgreifender, nachhaltiger Wandel einsetzt. Gefragt sind da die Rahmenbedingungen der Politik mit Rahmenbedingungen und das Engagement der Kaffeeindustrie. Wie das aussehen könnte, zeigt die Murnauer Kaffeerösterei, die sich in ihrem Nachhaltigkeitskonzept den SDGs verschrieben hat.

Die Zahlen sind ernüchternd: Der Weltklimarat bestätigte bereits 2019, dass ein Viertel der Erdfläche durch Landwirtschaft beschädigt sei. Gleichzeitig schätzen Forscher, dass sich die derzeitige weltweite Jahresproduktion von 9,5 Mrd. Kilogramm Kaffee bis 2050 wegen des steigenden Bedarfs verdreifachen könnte. Mehr Kaffee auf weniger Land anbauen – das klingt wie eine Rechnung, die nicht aufgehen kann. Noch dazu im Zeichen von Wasserverknappung und vermehrt schwierigen Wetterlagen. Dabei stellt Kaffee für etwa 125 Mio. Menschen weltweit die Lebensgrundlage dar. Umso dringender ist es, nachhaltige Strukturen zu schaffen, die die Grenzen der Natur respektieren und gleichzeitig soziale Belange berücksichtigen. Thomas Eckel hat daher für seine Murnauer Kaffeerösterei ein umfassendes Nachhaltigkeitskonzept entworfen. Dieses zeigt, wie eine Kaffeerösterei Wege finden kann, klimaneutral zu werden.

SDGs und WIN-Charta geben Orientierung
Als Basis für alle Nachhaltigkeitsbemühungen orientiert sich Eckel an den 17 SDGs (Sustainable Development Goals) der UN und den Leitsätzen der WIN-Charta – dem bundesweit einzigen Konzept für Nachhaltigkeits-Management für kleine bis mittelgroße Unternehmen mit freiwilliger Selbstverpflichtung. Die Ziele, die sich daraus ergeben, decken die verschiedensten Bereiche dessen ab, was Nachhaltigkeit bedeutet: Verantwortung zeigen bei Menschenrechten sowie Sozial- und Arbeitnehmerbelangen, bei den Themen Ressourcen, Energie, Emissionen und nachhaltige Finanzentscheidungen, dazu Engagement in Sachen Umwelt- und Klimaschutz, Regionalität, Produktverantwortung und innovatives Umdenken. Kurzum: in allen denkbaren Facetten verantwortungsvolles Wirtschaften.

Emissionen und Klimaschutz
An den Ideen von SDGs und WIN-Charta können sich Unternehmen egal welcher Branche orientieren. Für einzelne Unternehmen ergeben sich jeweils bestimmte Schwerpunkte. Im Falle einer Kaffeerösterei können diese die Firma selbst betreffen aber auch die Plantagen, mit denen sie zusammenarbeitet. Für Thomas Eckel hat neben anderen das Thema Emissionen & Klimaschutz eine hohe Priorität. Direkt im Unternehmen gelingt das durch die Umstellung auf erneuerbare Energieträger. Die Nutzung von 100 Prozent Solarstrom, erzeugt auf dem eigenen Dach, und ein neuer energieeffizienter Röster, dessen heiße Abluft nach dem Rösten ins Heizsystem abgeleitet wird, gestaltet das Bürogebäude samt Röstereibetrieb nahezu emissionsfrei. Als Rösterei etwas auf den Plantagen zu bewirken, die tausende Kilometer entfernt sind, gestaltet sich schwieriger – ist aber möglich.

Direct Trade – persönlicher Kontakt zu Kaffeeplantagen
Das Handelsmodell Direct Trade ist hier besonders geeignet, Türen zu öffnen. Bei diesem Modell pflegt man Handelsbeziehungen, bei denen der persönliche Kontakt zählt. So kann man zum einen gezielt klimaneutral wirtschaftende Plantagen suchen und zum anderen besondere Projekte auf den Weg gebracht werden. Thomas Eckel konnte so zusammen mit der Kaffeemarke Pacha Mama z.B. das Coffee Cherry Tea-Projekt in Peru auf den Weg bringen. Es zeigte den Kaffeebauern, wie man Cascara herstellt. Es ist ein Kaffeekirschentee, hergestellt aus dem Fruchtfleisch der Kaffeekirsche, das zu einem wertigen Produkt weiterverarbeitet wird.

Murnauer Kaffeerösterei
Die Spezialitätenrösterei in Murnau wurde 2008 von Thomas Eckel, Kaffeesommelier und Q-Grader, gegründet. 2010 wurde für die Kaffeefreunde der Region ein kleines Kaffeehaus eröffnet. Das Familienunternehmen hat sich auf den Direkteinkauf von nachhaltig produziertem Gourmetkaffee spezialisiert und bietet neben Kaffee- und Zubehör auch ein umfangreiches Schulungsprogramm für Kaffeefreunde und Kaffeeexperten. Seit 2019 ist die Murnauer Kaffeerösterei klimaneutral zertifiziert und hat sich seit 2020 den Maximen der WIN-Charta verpflichtet.