Champagnerroggen: erstes Agroforst-Brot

Champagnerroggen: erstes Agroforst-Brot

Besser mit Bäumen – das ist der Name einer dreiwöchigen Vermarkungsaktion in der Lausitz, bei der auch ein ganz besonderes Brot angeboten wird: Das Agroforst-Brot von der Bäckerei Wahn in Vitschau wird mit Champagnerroggen gebacken, der auf einer Agroforst-Fläche gewachsen ist. Agroforstwirtschaft ist eine Kombination aus Landwirtschaft und Gehölzen und noch relativ unbekannt. Das Projektteam von Agrowert-Regio möchte mit der Aktion, diese klimaschonende Landwirtschaft bekannter und sichtbarer machen. Die Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE) begleitet die dreiwöchige Vermarktungsaktion wissenschaftlich mit einer Befragung vor Ort. „Wir möchten erfahren, was Konsumierende bereits über Agroforstwirtschaft wissen, ob sie bereit sind dafür mehr Geld auszugeben und wenn ja, warum“, so Julia Ehrich von der HNE Eberswalde.

So funktioniert Agroforstwirtschaft
Unter Agroforstwirtschaft wird die gezielte Pflanzung und Bewirtschaftung von Bäumen und Sträuchern auf Äckern und Wiesen verstanden. Diese Mehrfachnutzung landwirtschaftlicher Flächen hat viele Vorteile: Die Gehölze reduzieren die Wasser- und Winderosion, welche besonders in der Lausitz mit ihren sandigen Böden die landwirtschaftliche Nutzung gefährdet. Darüber hinaus bieten die Gehölzstreifen verschiedenen Tier- und Pflanzenarten einen Lebensraum und tragen so
zu einer höheren Artenvielfalt auf der Fläche bei. Ein weiterer Vorteil von Agroforstsystemen ist die Diversifizierung von Landwirtschaftsbetrieben. Gehölzstreifen liefern zusätzliche Erzeugnisse, wie Obst, Nüsse, Energie- und Wertholz. Anlage, Etablierung und Pflege der Agroforstsysteme bedeutet für die Betriebe jedoch zunächst Mehrkosten und einen erhöhten Arbeitsaufwand. Diese Herausforderungen zusammen mit einer niedrigen Förderung sorgen dafür, dass Agroforstwirtschaft in Deutschland sich noch in einer Nische befindet. Genaue Zahlen gibt es nicht, da viele Agroforstflächen in den Statistiken der Landwirtschaftsämter nicht als solche erfasst werden. Der Deutsche Fachverband für Agroforstwirtschaft (DeFAF) e.V. verzeichnet deutschlandweit 162 Agroforstflächen mit insgesamt 1.304 Hektar auf seiner Agroforstkarte, auf der sich Betriebe freiwillig nach einer Gegenprüfung eintragen lassen können (Stand 31.12.2023).

Mehr zum Projekt Agrowert-Regio
Mit den ökonomischen Perspektiven von Agroforstsystemen, konkret der Inwertsetzung von Agroforstprodukten, beschäftigt sich das Projekt Agrowert-Regio, ein Verbundprojekt des DeFAF, der HNE Eberswalde, des Spreewaldvereines e.V. sowie der Praxispartner Bäckerei Wahn und Landwirtschaftsbetrieb Domin. Durch die temporäre Vermarktungsaktion erhofft sich das Projektteam neue Erkenntnisse in der Forschung über Konsumierendenpräferenzen, aber auch mehr Sichtbarkeit für Produkte aus Agroforstsystemen. Die Lausitz mit ihren landwirtschaftlichen und demographischen Besonderheiten dient dabei als Modellregion zur Vermarktung von
Agroforstprodukten. Gefördert wird das Projekt durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) durch das Programm „WIR! – Wandel durch Innovation in der Region“ im Rahmen des WIR!-Bündnis „Land-Innovation-Lausitz“. Weitere Informationen zum Projekt AgroWert-Regio finden Sie hier.