Neuer Einsatz für alte Tassen
Die Stadtbäckerei Kamp in Hagen hat eine ganz neue Variante des Mehrwegs umgesetzt. In der nordrhein-westfälischen Bäckerei kommen in einer Filiale seit Kurzem alte Tassen für Kaffee-to-Go zum Einsatz. „Müll- und pfandfrei Kaffee mitnehmen: Second-Hand-Porzellanbecher aussuchen. Befüllen lassen. Zuhause weiter benutzen oder zurückbringen. Gerne nehmen wir auch ungeliebte Becher an“, heißt es auf der Facebookseite von Kamp. Dort sorgte der Post für viel Aufsehen, bekam mehr als 28.000 Likes und wurde teils kontrovers diskutiert.
„Jeder, der dort eine schöne Tasse entdeckt oder der aus Gründen der Nachhaltigkeit auf den Pappbecher verzichten möchte, kann sich seinen Kaffee in der üblichen Menge darin bestellen“, sagte Chefin Stefanie Kamp bei „br.de“. Der Kunde könne die Tasse oder den Becher mitnehmen, mit nach Hause nehmen, behalten oder wiederbringen. Selbstverständlich stünden auch weiterhin To-Go-Becher sowie Mehrwegbecher zur Verfügung. Obwohl die mediale Resonanz groß sei, würden die Kundinnen und Kunden bislang noch nicht so kräftig zugreifen, wie gewünscht, sagt Bäckereichefin Stefanie Kamp. „Was auch daran liegen mag, dass wir die Aktion nicht mit Plakaten oder Ähnlichem bewerben, sondern nur die Becher mit einem DIN-A4-Aufsteller in der Tortentheke stehen haben. Zudem war in den letzten Wochen kein schönes „To-Go-Wetter“ mehr. Meine Wunschvorstellung war es ja, mit einem schönen Porzellanbecher gefüllt mit leckerem Cappuccino lesend auf einer Parkbank zu sitzen.“ Was nicht ist, kann ja noch werden.
Alte Tassen aus dem Schrank holen
Damit stets genügend Tassen vorrätig sind, sind alle Kunden der Stadtbäckerei aufgerufen, ihre Schränke zuhause zu durchforsten und etwaige alte Tassen mitzubringen und zu spenden. Alle gespendeten Tassen werden im Geschäft in der Gastro-Spülmaschine der Bäckerei professionell gereinigt.
Mehrweg und Hygiene
„Bezüglich der Hygiene sehen wir keine Probleme“, sagt Stefanie Kamp. „Die Becher werden, wie alles anderen benutzten Tassen in unserer Gastrospülmaschine gereinigt und stehen dann gespült im Korb hinter der Theke.“ Der Punkt Hygiene benötigt bei der Verwendung von Behältern, die der Kunde zurück ins Geschäft bringt besondere Beachtung. „Die Wiederverwendung von Mehrwegverpackungen ist ein großes Thema mit dem sich neben dem Bäcker auch Behörden unter dem Aspekt der rechtlichen Vorgaben auseinandersetzen müssen“, gibt Maik Maschke vom Bundesverband der Lebensmittelkontrolleure zu bedenken. Die Porzellan-Tassen-Aktion der Bäckerei Kamp erfordere die räumlichen und vor allem materiell-technischen Voraussetzungen, um benutzte Tassen in einer Filiale entgegenzunehmen, zu reinigen und zu trocknen – wenn möglich und wiederbefüllt dem Kunden herauszugeben.
„Es ist besonders wichtig, dass keine kundeneigenen Becher in betriebliche Bereiche gelangen, in denen offen mit leicht verderblichen Lebensmitteln umgegangen wird“, sagt Maschke. „Die einzelnen Arbeitsschritte sind streng zu trennen.“ Im Merkblatt „Coffee to go“-Becher des Lebensmittelverbandes ist die Hygiene beim Umgang mit kundeneigenen Bechern zur Abgabe von Heißgetränken ausführlich beschrieben (www.lebensmittelverband.de > Leitfäden und Leitlinien). „Diesen umfassenden Ausführungen schließen wir uns an“, sagt Maschke abschließend.
Foto: Bäckerei Kamp