116 016 – Aktion gegen Gewalt

116 016 – Aktion gegen Gewalt

Gaben den Startschuss in Schleswig-Holstein: Landesministerin Aminata Touré (links), Geschäftsführer Jörn Dwenger (pinke Jacke) und Landesinnungsmeister Dirk Baumgarten (rechts) vor der Bäckerei Dwenger in Pinneberg. Foto: Screenshot/ back.intern./ ndr.de


In der Woche vom 20. bis zum 25. November werden bundesweit wieder Brötchentüten mit dem Hinweis auf die Telefonnummer des Hilfetelefons gegen häusliche Gewalt über die Ladentheken von Innungsbäckereien gehen. Laut aktuellen Zahlen des Bundeskriminalamts wird fast alle zwei Minuten in Deutschland ein Mensch Opfer von Häuslicher Gewalt. Jede Stunde werden mehr als 14 Frauen Opfer von Partnerschaftsgewalt. Beinahe jeden Tag versucht ein Partner oder Ex-Partner, eine Frau zu töten. Die Polizeistatistik weist für das Jahr 2021 aus, dass es zu rund 80 Prozent Frauen sind, die Opfer häuslicher Gewalt werden.

Auftakt in Schleswig-Holstein
„Häusliche Gewalt und Gewalt in Partnerschaften sind leider weiterhin aktuelle Themen“, sagt Aminata Touré, Ministerin für Soziales, Jugend, Familie, Senioren, Integration und Gleichstellung in Schleswig-Holstein, gegenüber dem NDR. Die Dunkelziffer sei hoch – auch weil die Hürde für Betroffene oft hoch sei, sich Hilfe zu suchen. „Gewalt an Frauen ist in keiner Weise tolerierbar. Darüber müssen wir reden. Daher ist die Aktion ‚Gewalt kommt nicht in die Tüte´ unglaublich wichtig: Sie schafft notwendige Aufmerksamkeit und der Anruf beim Hilfetelefon kann ein erster wichtiger Schritt sein, um Gewaltstrukturen in Beziehungen aufzulösen.“

Hilfe für Betroffene und das Umfeld
Mit der Aktion wende man sich nicht nur an Betroffene, sondern auch an Menschen aus dem Umfeld, die ahnen oder wissen, dass bei Freunden oder in der Nachbarschaft Gewalt ausgeübt wird. Eine Telefonnummer lasse sich einfach weitergeben. Die Aktion „Gewalt kommt nicht in die Tüte“ ist eine gemeinsame Initiative der Landesarbeitsgemeinschaft der kommunalen Gleichstellungsbeauftragten in Schleswig-Holstein, des Landesinnungsverbandes des Bäckerhandwerks Schleswig-Holstein, der Bündnisse gegen Gewalt und des KIK-Netzwerks in Schleswig-Holstein. KIK steht für Kooperation und Intervention gegen häusliche Gewalt. Zusätzlich zu den Bäckereien werden während der Aktionswoche die Brötchentüten auch auf Wochenmärkte, in Verwaltungen oder Fußgängerzonen verteilt.

Aktion jährt sich zum 20. Mal
„Wir freuen uns, dass wir zum 20. Mal wiederum die Unterstützung aus den Reihen unserer Handwerksbäckereien erhalten haben“, sagte Dirk Baumgarten, Landesinnungsmeister des Landesinnungsverbandes des Bäckereihandwerks in Schleswig-Holstein dem NDR. Die Aktionstüte mit der Nummer des Hilfetelefons werde in den Bäckereien im gesamten Bundesland zu finden sein und man hoffe, damit einen Teil dazu beizutragen, dieses wichtige Thema transparenter und den Betroffenen Mut zu machen.

Vor 20 Jahren in Pinneberg ins Leben gerufen
Im Kreis Pinneberg wurde die Solidaritätsaktion vor 20 Jahren gestartet. Es war Dora Beckmann, damalige Gleichstellungsbeauftragte der Gemeinde Rellingen, die die Aktion ins Leben rief und ins gesamte Land trug. „Ich freue mich, dass die Aktion ‚Gewalt kommt nicht in die Tüte‘ nachhaltig ist und auch nach so langer Zeit noch stattfindet“, sagte sie auf der Auftaktveranstaltung. Glücklich sei sie aber, wenn solche Aktionen gar nicht mehr gebraucht würden.

Das Hilfetelefon ist anonym und kostenfrei. Außer den von Gewalt betroffenen Frauen können sich dort auch Personen aus dem Umfeld melden, die helfen wollen, aber nicht wissen, wie.