Verbandstag in Bayern

Verbandstag in Bayern

Ende April kamen Vertreter des bayerischen Bäckerhandwerks zur Mitgliederversammlung beim jährlichen Verbandstag zusammen. Schon die vergangenen Jahre stellten das Handwerk vor große Herausforderungen, die aber zeigten, wie leistungsstark die bayerischen Innungsbäcker sind, meldet der Verband. Auch die Zukunft hält Aufgaben bereit, deren Bewältigung man sich geschlossen stellen will. Bevor der bayerische Ministerpräsident Markus Söder ans Rednerpult trat, beleuchtete Landesinnungsmeister Heinrich Traublinger die aktuelle Situation. Ein Fokus war die Energiekrise.
 
Kaum ein Handwerk ist so auf bezahlbare Energie angewiesen wie die Bäcker. „Ich möchte keine Debatte über das Pro und Contra der Atomkraft führen“, so Traublinger. „Aber es ist mir unverständlich, wieso Atomkraftwerke abgeschaltet werden, während gleichzeitig der Kohlestrom erhöht wird. Aus Emissionsgesichtspunkten zählt dieser zu den schmutzigsten Alternativen.“ Stephan Kopp, Geschäftsführer des LIV, betonte in seinem Geschäftsbericht die Unterstützung der Betriebe angesichts der hohen Energiepreise. „Wir vermitteln angesichts der aktuellen Umstände Rahmenverträge für Strom und Gas, um den Innungsbäckern Energie zu möglichst günstigen und planbaren Preisen zu ermöglichen.“


Papiertiger und Bürokratiemonster

Sowohl Traublinger als auch Kopp gingen auf ein weiteres Problem ein. „Die bürokratischen Belastungen der Bäckereien erdrücken die Betriebe. Viele kapitulieren angesichts der immer neuen Hürden“, kritisierte der Landesinnungsmeister die betriebsfeindliche und betriebsfremde Bürokratie. Geschäftsführer Kopp bekräftigte das konstante Engagement des LIV zur Verbesserung dieser belastenden Situation. Heinrich Traublinger würdigte aber auch die Bemühungen der Bayerischen Staatregierung zur Lösung der Schwierigkeiten. Der Dialog zwischen dem Verband und der Politik wird weiterhin fortlaufend gesucht und geführt.

Bedeutende Rolle des Handwerks
Der Bayerische Ministerpräsident Dr. Markus Söder stellte in seiner Rede zunächst einmal seine Wertschätzung des Handwerks, insbesondere auch des Bäckerhandwerks dar. Dies sei einer der Gründe weshalb er der Einladung zum Verbandstag gerne gefolgt sei. Selbst Sohn eines Maurers, sieht er generell die große Bedeutung des Handwerks. Es stehe für Regionalität und Heimatverbundenheit. Bei der Energieproblematik stellte er sich ganz auf die Seite des Landesinnungsmeisters. Seine Kritik an der derzeitigen Energiepolitik der Bundesregierung war deutlich. Dabei betonte er, wie wichtig Preisstabilität für den Mittelstand sei.


Ein weiteres Thema rückte der Verbandstag in den Fokus: den Nachwuchs. Der Präsident des Bundesinstituts für Berufsbildung, Prof. Dr. Friedrich Esser stellte in seinem Fachvortrag dazu beeindruckende Zahlen vor. 2,5 Millionen Deutsche haben demnach keinen Berufsabschluss. In den kommenden Jahren würde der demografische Wandel zu zusätzlichen Herausforderungen in der Gesellschaft führen. Eine Berufsausbildung sei heutzutage deshalb umso wichtiger. Mehr Anstrengung in diesem Bereich sei notwendig. „Eine gute Berufsausbildung in Deutschland muss durch folgende Punkte charakterisiert sein: Inklusivität, Flexibilität und Exzellenz“, brachte Esser seine Formel für eine positive Entwicklung auf den Punkt. In der anschließenden Diskussion ergänzten Theo Albrecht, Schulleiter der Münchner Berufsschule für Metzger-, Bäcker- und Konditorenhandwerk, Landesinnungsmeister Heinrich Traublinger und Alexander Weinhold, Deutscher Meister der Bäckergesellen und -gesellinnen 2022 das Podium. Moderiert von Jens Christopher Ulrich, Stabsstellenleiter und Pressesprecher der HWK München und Oberbayern, wurden in der Diskussion viele Aspekte der Ausbildung im Handwerk beleuchtet. Unterstützung in diesem Punkt versprach Dr. Markus Söder. Er will sich weiterhin für die Aufwertung des Handwerks in der öffentlichen Wahrnehmung einsetzen. Dabei verwies er auf den ‚Tag des Handwerks‘ in Bayern. Ab dem Schuljahr 2022/2023 ist ein ‚Tag des Handwerks‘ als Erfahrungsraum für Schülerinnen und Schüler aller allgemeinbildenden bayerischen Schulen verpflichtend. Als erstes Bundesland führe Bayern außerdem die kostenlose Meisterausbildung ein.

Perspektiven und Vorbilder
Dass die Ausbildungssituation auch positive Perspektiven habe, stellte Stephan Kopp fest. „In der Akademie des bayerischen Bäckerhandwerks haben wir erfreulich hohe Ausbildungszahlen.“Wie modern und kreativ das bayerische Bäckerhandwerk ist, bewiesen auch zwei Ehrungen. Axel Schmitt zählte zu den Ehrengästen des Verbandstags. Der unterfränkische Bäckermeister gilt als ‚Rockstar des Bäckerhandwerks‘. Als Brotsommelier, Konditor und Keynote-Speaker erhielt er schon 2022 die höchste Auszeichnung im Bäckerhandwerk. Die International Union of Bakers und Confectioners (UIBC) ernannte ihn zum World Baker of the Year 2022. In diesem Jahr wurde ihm der begehrte ‚Goldene Gastrostern‘ verliehen. Der zweite Botschafter des bayerischen Bäckerhandwerks ist Alexander Weinhold. Im Wettbewerb der Bäckergesellinnen und -gesellen 2022 gewann er die Deutsche Meisterschaft. Gemeinsam mit der NRW-Landessiegerin Malika Boymirzoeva erreichte er danach bei der International Championship for Young Bakers 2023 in Taiwan einen beachtlichen 4. Platz. Der junge Bäcker hat weitere Pläne. Nach der EuroSkills in diesem Sommer im polnischen Danzig winkt ihm die Aufnahme in die Deutsche Bäckernationalmannschaft. Axel Schmitt und Alexander Weinhold überreichte Ministerpräsident Dr. Markus Söder eine Urkunde als Ehrung für besondere Leistungen.
Wichtige Themen standen auf dem diesjährigen Verbandstag im Mittelpunkt. Der Blick auf die kommenden Jahre ist ebenso ernst wie optimistisch. „Wir stehen vielen Herausforderungen gegenüber. Wir haben aber auch unglaubliches Potenzial und gerade Bayern kann hier auf eine fast makellose Bilanz zurückblicken“, so das Fazit des Landesinnungsmeister Heinrich Traublinger. „Diese Bilanz heißt es zu erhalten und nach Möglichkeit auszubauen. Dazu braucht es das Handwerk.“