So liefen die Bäckerproteste

So liefen die Bäckerproteste

Gute Stimmung vor dem Wirtschaftsministerium in Hannover: Minister Olaf Lies biss gemeinsam mit Bäckerinnen und Bäckern in einen Berliner. Viele Medien griffen das Thema auf. Foto: Töpfer


Friedlicher Protest und fröhliche Passanten: Bundesweit haben Bäcker, Verkäuferinnen und Azubis am 16. November 2022 für staatliche Unterstützung bei den Energiekosten protestiert. Neben Argumenten gab es tausende Berliner.

Das passierte in Hannover
In Hannover gab es Lob vom stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden der SPD-Bundestagsfraktion für die ruhige Protestaktion mit Berlinern und Lieferwagen. „Ich finde die Art des Protestes – wir diskutieren ja jetzt in den letzten Wochen in Deutschland, wie man demonstriert – im Gegensatz zu anderen sehr, sehr wohltuend”, lobte Matthias Miersch die Organisatoren Caterina Künne und Axel Oppenborn, die mit großer Unterstützung und hunderten von Berliner vor dem Wirtschaftsministerium aufgefahren waren, um Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) ein Forderungspapier zu übergeben.

Hannover: Axel Oppenborn übergab die Forderungen zur Energiepreisbremse an Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies (2.v.l.) und den stellvertretenden SPD-Fraktionsvorsitzenden im Bundestag, Matthias Miersch (links). Foto: Töpfer

„Nachdem die Gas- und Strompreisbremsen jetzt bekannt sind, haben wir unsere Forderungen noch einmal konkretisiert, sagte Oppernborn im Gespräch mit den beiden SPD-Politikern. „Bei den Energiepreisen brauchen wir unbedingt ihre Hilfe, um die Arbeitsplätzen unseren Betrieben zu sichern.“ Und Künne ergänzte: „Dass das Land Niedersachsen uns unterstützt, das wissen wir, aber das schafft Niedersachsen nicht alleine. Der große Appell geht an den Bund. Kämpft dort für uns. Für jeden Bäcker an der Ecke.“ Dietmar Baalk, Landesinnungsmeister im Bäckerinnungs-Verbandes Niedersachsen/Bremen, unterstützte sie: „Das Bäckerhandwerk möchte weiterhin ein Versorger sein und nicht nur die Luxusklasse bedienen. Wir möchten für unsere Kunden da sein und zwar für möglichst alle.”

Minister Lies begrüßte den Protest: „Es ist ein richtiges und wichtiges Zeichen, dass ihr da seid und uns zeigt, wo das Problem liegt. Bund und Land müssen das Hand in Hand lösen. Wir arbeiten gerade an drei Lösungsansätzen. Einer rückwirkenden Hilfe für dieses Jahr, der Zuordnung von Betrieben zu einem Gasanschluss und an einer Härtefallregelung für Betriebe, die nicht nur wegen der Energiepreise in Not kommen.

Das passierte in Düsseldorf
Auch in Düsseldorf überreichten Bäckerinnen und Bäcker Wirtschaftsministerin Mona Neubaur (Grüne) die aktuellen Forderungen des Bäckerhandwerks zur Energiepreisbremse. Rund um den Rheinturm in Düsseldorf verteilten Inhaber, Fachverkäuferinnen, Bäcker und Auszubildende an Autofahrer 5.000 Berliner. Die Teilnehmer kamen aus Wuppertal, Remscheid, Solingen, Köln, dem Kreis Rhein-Erft, Essen, Duisburg, Mülheim, Oberhausen, Duisburg, dem Kreis Mettmann, Neuss und Düsseldorf.

Düsseldorf: Wirtschaftsministerin Mona Neubaur empfing die Bäcker, die rund um den Rheinturm in Düsseldorf mit einer kreativen Berlineraktion demonstrierten. Foto: Bäckerinnung Rhein-Ruhr

„Wir verschenken 5.000 unserer handwerklichen Berliner an die Menschen dieses Landes, um ein Signal zu setzen, ein Signal für eine gerechte Energiepolitik, die jedem Unternehmer erlaubt ein Geschäft zu betreiben, ohne um Zuschüsse bitten zu müssen!”, sagte Johannes Dackweiler, Bäcker- und Obermeister der Bäcker-Innung Rhein-Ruhr. „Die Resonanz war durchweg positiv, schließlich gab es etwas geschenkt”, meint Tristan Förster, Pressesprecher der Bäcker-Innung Rhein-Ruhr. „Wir merken einmal mehr, wie sehr unser Beruf in der Mitte der Gesellschaft behaftet ist. Ein gutes Gefühl.”

Düsseldorf: Süßer Protest mit Berlinern. Nicht nur diese Autofahrerin freute sich über einen frischen Berliner und ein paar Informationen zur Aktion. Foto. Bäckerinnung Rhein-Ruhr

Das passierte in Berlin
In Berlin traf sich Bäckerpräsident Michael Wippler um fünf vor zwölf mit dem Präsidium und Kolleginnen und Kollegen am Brandenburger Tor. „Wir erleben derzeit eine kräftezehrende Krise, die unsere Betriebe an ihre Grenzen bringen“, erklärt Wippler, Präsident des Zentralverbandes, die Beweggründe für den heutigen Aktionstag. „Seit Monaten fordern wir die Regierung auf, unser energieintensives Handwerk zu unterstützen, führten zahlreiche Gespräche mit der Politik. Doch die bisher beschlossenen Maßnahmen reichen nicht aus, da einige Bäcker durch das Raster fallen.“

Berlin: Dezente Aktion am Brandenburger Tor: Das Präsidium des Zentralverbandes um fünf vor zwölf beim Gruppenfoto. Foto: ZV/Cherie Brückner

Auch in anderen Städten fanden Protestaktionen statt, darunter in Magdeburg und München: „Wir begrüßen die vielen Aktionen in allen Regionen der Republik, denn als Einheit können wir bewirken, dass die Regierungen in Bund und Land nachbessern, um das Bäckerhandwerk zu sichern“, sagt Hauptgeschäftsführer Daniel Schneider. „Ohne Härtefallfonds, einer Anpassung der Strompreisbremse und der Schließung der ‚Winterlücke‘ haben Deutschlands Bäcker ein Problem!“

Die Forderungen im Überblick:
1. Zügige Einrichtung eines Härtefallfonds für Betriebe, die durch die Energiepreise in die Verlustzone geraten und für Betriebe, die durch die Energiekrise mit stark sinkenden Gewinnen kämpfen

2. Schließung der Winterlücke: Ausdehnung der Einmalzahlung auf Januar und Februar

3. Preisbremsen für energieintensive KMU: Absenkung der Strompreisbremse auf 13 ct/kWh netto und Anpassung der Gaspreisbremse auf 5 ct/kWh netto.

4. Versorgungszwang für Unternehmen, die derzeit keine neuen Strom-/Gasverträge erhalten.