Was die Bäcker-Delegierten in Eisenach diskutierten

Was die Bäcker-Delegierten in Eisenach diskutierten

Nikolaikirche in Eisenach: Die Mitgliederversammlung tagte in einem ungewöhnlichen Ambiente. Foto: Töpfer


Es stand nicht auf der Tagesordnung, war aber während der Mitgliederversammlung des Zentralverbandes des deutschen Bäckerhandwerks in Eisenach überall zu spüren: Die große Unsicherheit aufgrund der explodierenden Energiepreise. Und sie waren das einzige Thema, über das intensiv diskutiert wurde. Was ist die richtige Strategie, um auf die Sorgen der Bäcker aufmerksam zu machen? Direkte Gespräche mit Ministern in Berlin oder lautstarker Protest auf den Straßen wie in Hannover?

Wenn es nach Babette Lichtenstein van Lengerich, Landesbeauftragte für Öffentlichkeitsarbeit beim Bäckerinnungs-Verbandes Niedersachsen/Bremen geht, dann ist es die Straße: „Es reicht nicht, wenn unser Verband nur mit der Politik spricht. Wir müssen zusätzlich Öffentlichkeit schaffen und mit Medien sprechen. Es ist etwas anderes, wenn tausende Bäcker auf die Straße gehen wie in Hannover oder wenn man sich mit Habeck im stillen Zimmer trifft.“ Beifall gab es dafür nicht von allen Delegierten.

Axel Oppenborn, Hauptredner und Mitinitiator der Bäcker-Demo in Hannover, störte noch etwas anderes: „Wir haben keine Unterstützung von Seiten des Zentralverbandes erhalten. Haben alles alleine durchgezogen.“ Aufgrund der erfolgreichen Protestaktion überlegten Betriebe in der Region Hannover schon, ob sie wieder in die Innung eintreten. Die Proteste müssten weiter gehen: „Wann gehen wir endlich in Berlin auf die Straße“, fragte Oppenborn und appellierte an die anderen Landesinnungsverbände nicht nur Briefe an Politiker zu schreiben, sondern selbst Aktionen zu planen.

Bäckerpräsident Michael Wippler bevorzugt die „emotionale Ebene in der Politik“, trifft sich mit Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck im kleinen Kreis und ist sicher, dass dabei die Interessen genauso gut vertreten werden können. Hauptgeschäftsführer Daniel Schneider warnte davor, sich vor einen „parteipolitischen Karren spannen“ zu lassen. Wenn es ein paar Tage nach der Niedersachsenwahl noch keine verbindliche Zusage der Politik gebe, würde sicherlich über weitere Aktionen gesprochen werden müssen.

Salomonisches Schlusswort von Präsidiumsmitglied Jürgen Hinkelmann, der bei den Protesten in Hannover selbst vor Ort war: „Die Summe der Gespräche und Aktionen entscheidet über den Erfolg.“

Daran arbeitet der Zentralverband
Schneider stellte aktuelle Projekte vor, an denen der Zentralverband abseits der Tagespolitik arbeitet: Zum Beispiel an der neuen Ausbildungsordnung, die es Verkäuferinnen-Azubis auch im Bäckerhandwerk ermöglichen soll, die Lehrzeit auf zwei Jahre zu verkürzen. „Wir könnten damit die Einstiegshürde senken“, sagte Schneider. „Hier zeigt sich die Gewerkschaft stur.“ Darum arbeite man weiter an dem Thema. Er erinnerte daran, dass mit der Novelle des Verpackungsgesetzes eine erweiterte Registrierungspflicht für alle Verpackungsarten gelte. Auch Bäcker dürften verpackte Ware nur noch vertreiben, wenn sie im Verpackungsregister registriert sind. Das müssen sie selbst erledigen.

… und daran die Werbegemeinschaft
Susanne Fauck, Geschäftsführerin der Werbegemeinschaft des Deutschen Bäckerhandwerks, berichtete von erfolgreichen Kampagne, die die Werbegemeinschaft veranstaltet habe. Vor allem bei Instagram seien die Zugriffszahlen steigend, im Herbst wird dann auch bei TikTok für das Bäckerhandwerk geworben, von Facebook werde man sich dagegen verabschieden. Der Tag es Deutschen Brotes soll künftig bundesweit immer am 5. Mai begangen werden. Die Veranstaltung für geladene Gäste wird 2023 im Veranstaltungsort Tipi in Berlin abgehalten, dabei soll die deutsche Brotkultur als kulinarisches Highlight erlebbar gemacht werden.

Eine besondere Überraschung hatte Karl-Dietmar Plenz, Bäckermeister und engagierter Christ aus Oberkrämer in Brandenburg, sich überlegt: Er legte jedem Teilnehmer ein Neues Testament auf den Platz. Schließlich hatte Martin Luther es vor 500 Jahren in Eisenach auf der Wartburg ins Deutsche übersetzt.