Gaues Insolvenz: 4 Millionen Schulden

Gaues Insolvenz: 4 Millionen Schulden

Das Amtsgericht Hannover hat das Insolvenzverfahren gegen die Brot Manufaktur Gaues GmbH am 1. Juli 2022 eröffnet (Az. AG Hannover 904 IN100/22 3). Nach Angaben von Rechtsanwalt Simon Braun von der Hamburger Insolvenz- und Sanierungskanzlei Münzel Böhm beträgt der Schuldenstand rund 4 Millionen Euro. Dem steht nur wenig Insolvenzmasse entgegen: Maschinen, Ladeneinrichtungen und Fahrzeuge gehörten nicht dem Unternehmen, sondern waren nur zur Nutzung überlassen.

Die beiden eigenen Filialen in Hannover und Hamburg sowie die Produktionsstätte in Schenefeld bei Hamburg haben zum 30. Juni den Betrieb eingestellt. Den rund 60 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die in den vergangenen drei Monaten Insolvenzgeld bekommen hatten, wurde gekündigt. Eine Sanierungslösung war nicht möglich.

Gaues will Hamburger Laden weiterführen
Nach einem Bericht der Hamburger Morgenpost will Jochen Gaues jedoch den bisherigen Laden der Brot Manufaktur Gaues GmbH am Lehmweg in Hamburg fortführen. Neuer Name: Jochen Gaues original. Dazu hat er mit Fred Kramer die JG Food GmbH gegründet. Er werde aber weiterhin als angestellter Bäcker arbeiten. Am 21. Juli 2022 soll der Laden öffnen, in dem es nur Brot, keine Brötchen geben soll. Fred Kramer: „Wir werden das Unternehmen gemeinsam vernünftig strukturieren und Bäckerei und Lieferkunden in Balance halten. Das haben die anderen vorher nicht geschafft.“

Keinen Monat schwarze Zahlen
Klar ist: Die Brot Manufaktur Gaues GmbH hat seit ihrem Start im Frühjahr 2020 rund 4 Millionen Euro Schulden aufgebaut und keinen Monat schwarze Zahlen geschrieben. Sie gehörte zu einem Konzern, der nach Informationen von back.intern. in der Backbranche bislang nicht aktiv war. Warum die Geldgeber nicht früher die Reißleine zogen, ist unklar. Alleine in diesem Jahr soll die Brot Manufaktur Gaues 15 Kontopfändungen gehabt haben.

Als Grund für den wirtschaftlichen Niedergang wird die Pandemie genannt, die die Belieferung von Restaurants und Hotels stark einschränkte. Offenbar gab es aber auch interne Probleme. Die Personalkosten sollen 2020 und 2021 um die 80 % betragen haben. Branchenüblich sind um die 45 %.

Der Insolvenzverwalter will sich jetzt einen Überblick verschaffen, welches Vermögen die GmbH noch hat und offene Rechnungen einfordern. Dann wird feststehen, wieviel den Gläubigern gezahlt werden kann. „Eine Gläubigerversammlung ist für Ende September 2022 geplant“, sagte Braun gegenüber back.intern.

Jochen Gaues selbst war an dem Unternehmen nicht beteiligt. Er hatte nur seinen Namen und seine Rezepte zur Verfügung gestellt und bis Februar 2022 als Angestellter im Unternehmen gearbeitet. Der Insolvenzantrag war im März gestellt worden.

Dieser Artikel wurde am 6. Juli 2022 aktualisiert. Neu: Jochen Gaues macht weiter.