Klimaresistente Landwirtschaft

Klimaresistente Landwirtschaft

Ukraine-Krieg, gestörte Lieferketten, massive Preissteigerungen in allen Lebensbereichen: Die Vielzahl der aktuellen Krisen stellt auch die Land- und Lebensmittelwirtschaft vor erhebliche Herausforderungen. „Eine Rolle rückwärts bei der lange überfälligen Agrarwende darf es aber gerade jetzt nicht geben“, warnte Naturland-Präsident Hubert Heigl auf der zweitägigen Delegiertenversammlung des Öko-Verbands. „Was wir derzeit in der Landwirtschaft erleben, ist auch eine Krise des agrarindustriellen Modells, das in hohem Maße vom Einsatz energieintensiver Kunstdünger abhängig ist. Dieses Modell ist gescheitert und wird die Welternährung nicht sichern, vor allem nicht langfristig“, sagte Heigl. Vielmehr gehe es darum, die Landwirtschaft so weiterentwickeln, dass sie zur Lösung der multiplen Krisen beiträgt.

„Wir brauchen eine Landwirtschaft, die ausreichend gesunde Nahrungsmittel erzeugt, zugleich Artenvielfalt, Böden, Wasser und Klima schützt sowie Bäuerinnen und Bauern weltweit einen sicheren Lebensunterhalt bietet. Genau diesen Systemansatz verfolgt der Ökolandbau seit Jahrzehnten erfolgreich und ist deshalb gerade jetzt als Leitbild unerlässlich“, sagte Heigl.

BÖLW-Vorstand Wewer: „Es gibt keine Bio-Krise im Handel“
Dass Bio trotz aktueller Umsatzrückgänge weiter gefragt bleibe, betonte Gastredner Marcus Wewer, Handelsvorstand des Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW). „Das Corona-Hoch, von dem vor allem Bio profitiert hat, ist vorbei. Wir kehren hier zur Normalität zurück“, sagte Wewer. Zusätzlich sorge die allgemeine Teuerung dafür, dass die Verbraucher preissensitiver seien, auch bei Bio. „Das trifft manche Naturkostläden derzeit hart, aber insgesamt gehen die Bio-Umsätze weniger stark zurück als bei konventionellen Lebensmitteln. Es gibt keine Bio-Krise im Handel“, unterstrich Wewer.

Der BÖLW-Vorstand forderte zugleich eine Initiative der Bundesregierung zur Stärkung von Bio in der Außer-Haus-Verpflegung. ,,Wenn die Menschen jetzt an ihre Arbeitsplätze zurückkehren, finden sie in der Kantine kein Bio-Angebot. Das muss sich ändern, sonst verlieren wir das 30-Prozent-Ziel schon jetzt aus den Augen“, mahnte Wewer. Naturland Präsident Heigl wiederum forderte die zügige Einführung der geplanten Haltungskenn­zeichnung. ,,Nur ein vierstufiges System mit eigener Bio-Stufe nach Vorbild der Eierkennzeichnung, wie Landwirtschaftsminister Özdemir dies plant, bietet echte Transparenz. So können die Menschen sich bewusst für Bio als das beste Produkt entscheiden. Alles andere sind Ablenkungsmanöver“, unterstrich Heigl der auch Mitglied im Kompetenznetzwerk Nutztierhaltung ist, der sogenannten Borchert­Kommission.

Naturland stärkt Biodiversität im Bananenanbau
Im Laufe der zweitägigen Versammlung beschlossen die Delegierten auch einige Richtlinienänderungen, etwa eine deutliche Stärkung der Biodiversität im Bananenanbau. Bananen müssen bei Naturland künftig entweder in Agroforstsystemen oder Mischkultur angebaut werden. Ist dieses nicht der Fall, müssen bis zu zehn Prozent der Fläche mit Strukturelementen wie Hecken, Sträuchern und Bäumen aufgelockert werden. Ein großflächiger Anbau in Monokultur ohne Biodiversitätselemente, wie dies etwa die EU-Öko-Verordnung zulässt, ist damit ausgeschlossen. In der Praxis setzen die Naturland Bananen-Betriebe ohnehin schon stärker auf Vielfalt im Anbau sowie auf die Einbeziehung von Leguminosen zur Bodenverbesserung. Ähnliche Regelungen zum Anbau tropischer Dauerkulturen gab es bei Naturland bislang schon für Kaffee und Kakao.

Weitere Richtlinienänderungen betrafen unter anderem letzte Anpassungen an die neue EU-Öko­Verordnung. Außerdem wurden die Verarbeitungsregeln für vegane Lebensmittel wie Pflanzendrinks oder Tofu, die bislang auf verschieden Stellen der Naturland Richtlinien verstreut waren, in einem gemeinsamen Kapitel „Pflanzenbasierte Lebensmittel“ zusammengefasst.

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