Unterstützung für Integration ist nötig

Unterstützung für Integration ist nötig

Unterstützung, die wirkt: v. l. Brandenburgs Wirtschaftssenator Jörg Steinbach, Landesbeauftragte für die Belange der Menschen mit Behinderungen Janny Armbruster, Azubi Vanessa Voigt und Bäckermeister Karl-Dietmar Plentz. Foto: Bäckerei Plentz

Die 23-jährige Vanessa Voigt macht derzeit eine Konditorausbildung bei der Bäckerei & Konditorei Plentz in Schwante. Dass sie trotz einer Hörschädigung und einem Cochlea-Implantat gut zurechtkommt, zeigt der Bericht, mit der der Betrieb auf die Integration von Menschen mit Einschränkungen im Handwerk aufmerksam macht. Dabei bekommt Bäckermeister Karl-Dietmar Plentz auch Unterstützung aus der Politik. Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) und Janny Armbruster, Landesbeauftragte für die Belange der Menschen mit Behinderungen, besuchten den Betrieb, um von Vanessa Voigt zu erfahren, wie sie mit der Ausbildung und den Umständen klarkommt.

Mit der Hörhilfe kann die junge Frau zwar zu 90 Prozent hören, aber es ist nicht dieselbe Art zu hören wie bei anderen Menschen. „Der Geschirrspüler ist zum Beispiel superlaut“, sagt die 23-Jährige. „Dann kann ich mich nicht konzentrieren.“ Redet das Gegenüber vollkommen normal, dann verstehe sie alles. „Aber redet er zu laut und deutlich, dann verstehe ich schlechter. Ansonsten habe ich mich aber daran gewöhnt.“

Erst zum Praktikum, dann in die Ausbildung
Vanessa Voigt stammt aus Greifswald, zog nach Berlin. „Ich habe in der Nähe Konditoreien gesucht“, erzählte sie. Sie habe dann gesehen, dass bei der Firma Plentz alle möglichen Leute arbeiten würden, man nicht voreingenommen sei. „Es gibt Betriebe, die sind da oberflächlich.“ Sie habe sich dann in Schwante beworben und konnte zunächst ein Praktikum absolvieren. „Jeder Ausbildung geht ein Praktikum voran“, erklärte Karl-Dietmar Plentz. Danach werde dann gemeinsam geschaut, ob dieser Beruf das Richtige für die Person sei – ob es auch allgemein passe. Bei Vanessa Voigt sei das der Fall gewesen.

Das ganze Team ins Boot holen
Wenn es darum gehe, Menschen mit einer Behinderung im Betrieb aufzunehmen, müssten auch Gespräche mit den Teamleitern geführt werden. „Die muss man mit auf die Reise nehmen“, so der Bäckermeister. „Hier gab es beide Daumen hoch.“ Es gebe in diesen Fällen Fördergelder. „Der Arbeitsplatz von Vanessa ist eingerichtet worden.“ Man werde bei laufenden Kosten unterstützt. „Aber ich möchte betonen, dass wir sie nicht deshalb eingestellt haben. Es musste einfach passen. Durch meine Grundeinstellung als Christ habe ich eine große Offenheit“, so Plentz weiter. Es gebe in seinem Betrieb mehrere Menschen mit Behinderungen. Janny Armbruster, die Behindertenbeauftragte in Brandenburg, unterstützt das ausdrücklich. „Es gibt keine Hürden, die kann man abbauen.“ Brandenburg habe eine große Förderkulisse.

Besondere Unterstützung ist nötig
Dennoch sei es auch eine Herausforderung gewesen, so Plentz. So habe die junge Frau eine Zeit beim Inhaberpaar gewohnt, da sie keinen Führerschein besitzt. Der Weg nach Hause sei täglich zu weit gewesen. „Sie hat gelernt, uns zu verstehen“, so Pletz. Sie kann, zusätzlich zu ihrem Hörvermögen, auch von den Lippen lesen. Das kann sie aber nur, wenn die andere Person vor ihr stehe. Gehe man nebeneinander her, sei das mit dem Verstehen sehr schwierig. Problematisch sei in der Hinsicht auch die Zeit gewesen, als die Maskenpflicht herrschte. Da habe es durchaus Konflikte gegeben. „Menschen, die unmittelbar mit ihr zusammengearbeitet haben, haben ohne Maske gearbeitet.“ Man habe täglich getestet. Wie Janny Armbruster sagte, sei das absolut richtig gewesen, denn in solchen Fällen seien die Betroffenen von der Maskenpflicht befreit gewesen. „Aber das war unsere tagtägliche Herausforderung“, erinnerte sich Plentz.

Bald ist die Prüfung
Vanessa Voigts Arbeitstag beginnt meistens um 5 Uhr. Bald ist Prüfung. Da sie schon eine Vorausbildung als Bäckerin hatte, konnte ihre Konditoreiausbildung verkürzt werden. „Pralinen sind mein Lieblingszeug“, erzählt sie mit einem Lächeln. Die Fertigstellung sei kein Problem, aber am Anfang würde die Herstellung sehr lange dauern. Minister Jörg Steinbach wollte von der Auszubildenden wissen, was sie sich denn für die Zukunft wünsche. „Dass die Menschen sich allgemein mehr engagieren“, sagte sie. Man solle Menschen mit Behinderungen nicht von oben herab behandeln. „Mir ist das nicht passiert, aber ich erlebe es bei anderen Leuten, die öfter schräg angesehen werden. Nicht jeder mit Behinderung will mit Samthandschuhen angefasst werden.“

Bäckermeister Plentz äußerte zudem den Wunsch, dass sich die Länder Berlin und Brandenburg hinsichtlich der Standorte für die schulischen Ausbildungen einigen. Der Weg in die Nähe von Brandenburg an der Havel sei für viele Azubis beschwerlich – vor allem dann, wenn es eine entsprechende Möglichkeit auch in Berlin gäbe.