Zukunft als Stiftung

Zukunft als Stiftung

Feierliche Übergabe der Stiftungsurkunde: v. l. Dr. Dirk Behrendt (Justizsenator), Renate Künast (MdB), Joachim Weckmann (Märkisches Landbrot), Sabine Jansen (Märkisches Landbrot), Stefan Palme (Gut Wilmersdorf), Christoph Deinert und Katja Noll (beide Märkisches Landbrot). Foto: Franz Michael Rohm

Die Brotbäckerei demeter Märkisches Landbrot ist ab sofort eine Stiftung. Damit könne das Unternehmen künftig weder verkauft noch vererbt werden. Es gehöre im besten Sinne „sich selbst“. Die Gewinne gehen an die Stiftung oder verbleiben im Unternehmen. Ein Stiftungsrat mit Mitarbeitern lenkt ab sofort die Geschicke des Unternehmens. Damit habe sich Geschäftsführer und bisheriger Alleingesellschafter Joachim Weckmann entschieden, seine Brotbäckerei in ein „Unternehmen in Verantwortungseigentum“ zu geben.

Weckmann hat seine Geschäftsanteile der Stiftung übertragen. Er geht in den Vorstand und bleibt zunächst einer der beiden Geschäftsführer, um die Übergabe an die nächste Generation zu begleiten. „Entscheidungen sollen nach demokratischen Prinzipien geführt werden“, so Weckmann.

Nach den Festreden wurde dem neuen Stiftungsrat die Urkunde zur Stiftungsgründung von Renate Künast überreicht, ihrerseits MdB und ehemalige Bundesministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz. „Du stehst mit deinem Unternehmen Märkisches Landbrot für das Motto ‚Es gibt immer einen Anfang für das Bessere‘ und dem bist Du stets treu geblieben“, sagte Künast. „Sichtbar wird das an deinem Engagement: Du hast Projekte zur Verbesserung von Klima- und Umweltschutz auf den Weg gebracht, den ökologischen Landbau gefördert und stets auf Ernährung ohne Gentechnik gesetzt. Dabei hast du eine beeindruckende Beharrlichkeit an den Tag gelegt.“

„Gemeinwohl liegt in unserer DNA“
Märkisches Landbrot wurde 1930 als Brotbäckerei und Lieferbetrieb in Berlin-Neukölln gegründet. 1981 übernahm Joachim Weckmann das Unternehmen und stellte auf ökologische Herstellung um, zunächst Bioland – 1992 mit der ersten Ernte in Brandenburg dann demeter. Märkisches Landbrot beliefert heute rund 330 Verkaufsstellen wie beispielsweise Biosupermärkte, inhabergeführte Bioläden, Food Coops und Orte der Gemeinschaftsverpflegung in Berlin und im nahen Umland. Der Umsatz des Unternehmens betrug 9 Millionen Euro im Jahr 2020.

Die Brotbäckerei demeter ist seit Jahren konsequent ökologisch und sozial engagiert. Bereits 1994 wurde ein nach EMAS zertifiziertes Umweltmanagementsystem mit Ökobilanzierung eingeführt. Seit 2010 backt das Unternehmen klimaneutral. Eine erste Gemeinwohlzertifizierung (GWÖ) erfolgte 2012 und wird seitdem kontinuierlich fortgeführt. Diese macht den Wertschätzungskreislauf vom Bauern bis hin zum Verbraucher in einer Wertematrix transparent & öffentlich. Als Mitbegründer von Märkischer Wirtschaftsverbund e.V. „fair & regional“ Bio Berlin-Brandenburg setzt sich die Bäckerei ein für langfristige, verlässliche Wirtschaftsbeziehungen mit fairen Preisen für Bauern und Partner. Das Unternehmen unterstützt durch regelmäßige Spenden soziale Projekte im Kiez, in der Region und in der Welt. Es fördert den ökologischen Landbau, unterstützt eine vollwertige gesunde Ernährungsweise ohne Gentechnik sowie eine Vielzahl innovativer Projekte zur Verbesserung des Klima-, Natur- und Umweltschutzes. „Gemeinwohl liegt in unserer DNA“, unterstreicht Joachim Weckmann. „Wir wollen einen Beitrag zur Bewältigung drängender gesellschaftlicher Herausforderungen leisten“.

Stiftungszweck
„Um unser gesellschaftliches Engagement auch für die Zukunft dauerhaft und nachhaltig zu sichern, haben wir die Stiftung Märkisches Landbrot errichtet“, so Weckmann. „Wir arbeiten dabei auf Grundlage der Werte: Menschenwürde, Solidarität und Gerechtigkeit, Ökologische Nachhaltigkeit sowie Transparenz und Mitbestimmung.“ Demzufolge dient der Stiftungszweck auch primär der Förderung der Bildung sowie des Umwelt- und Klimaschutzes. Die Stiftung übernimmt innerbetrieblich Verantwortung gegenüber den Mitarbeitenden. Demokratische und partizipative Führungsprinzipien, soziale Fairness und gute Löhne werden so ausgebaut und gesichert. Als ein „sich selbst gehörendes Unternehmen“ ist der Verkauf von Anteilen ausgeschlossen. Mindestens ein Drittel des Unternehmensgewinnes dient dem Stiftungszweck – der Rest verbleibt im Unternehmen.


Belegschaft und Bauern vertreten, Chef ist das Brot
Die Mitarbeitenden von Märkisches Landbrotsind für vier Jahre vertreten durch den Stiftungsrat mit Stefan Palme vom Gut Wilmersdorf. Dieser wurde berufen, um die Belange der ökologisch wirtschaftenden Bäuerinnen und Bauern zu stärken. Bei Neuwahlen hat die Belegschaft ein Vetorecht. Als Vorstand ist Joachim
Weckmann für drei Jahre eingesetzt. „Bei uns ist das Brot der Chef“, unterstreicht Weckmann wie die flachen Strukturen wirklich zu verstehen sind. Und würdigt: „Die Helden der Arbeit sind Bauern, Bäcker und andere Handwerker.“ Mit der neu gegründeten Stiftung setzt er ein Zeichen, wie alternative Wirtschaftsweise mit allen Beteiligten im “ Wert-schätzungs-kreislauf “ weiterhin erfolgreich sein kann.