Vom Fastenzeit-Gebäck zum beliebten Snack
Beim Bäcker, im Kino, am Bahnhof und unterwegs: Brezeln sind ein sehr beliebter Snack und daher ein Produkt, das für Umsatz sorgen kann. Entstanden sind Brezel ursprünglich als Gebäck für die Fastenzeit: Ihre typische Form erinnere an die Arme frommer Mönche, beim Beten vor der Brust überkreuzt, schreibt „rbb-online.de“ und fasst die Geschichte der Brezel in einem lesenswerten Beitrag zusammen. Im Laufe der Zeit haben sich unzählige regionale Varianten entwickelt, die alle meist ziemlich salzig sind.
„Kleine Arme„
Der Name Brezel soll demnach vom lateinischen Wort Brachiolum für „kleine Arme“ entstanden seien. Unter den vielen Entstehungslegenden ist diese aus dem frühen Mittelalter vielleicht die wahrscheinlichste: Ein Mönch knetete Teig, um Brot für die Fastenzeit zu backen. Er beobachtete dabei seine Glaubensbrüder, die für ihre tägliche Ration Bier anstanden, wie sie die Arme vor der Brust überkreuzten. Ihm gefiel die Form und er nahm sie als Inspiration für die Form seines Fastengebäcks.
Symbol der Fastenzeit und der Bäckerzunft
Brezeln seien lange Zeit Symbol der Fastenzeit gewsen und sind in vielen Gemälden des Mittelalters und der Renaissance abgebildet. Seit über 700 Jahren ist das ehemalige Fastengebäck in vielen Regionen das Zunftsymbol der Bäcker und eine Brezel in Originalgröße, an der Mauer einer Heidelberger Kirche eingraviert, diente als Vorschrift für die Bäcker, damit sie die Maße einhielten.
Vom Schicksalsknoten zum Gebetsknoten
Geschichten und Anekdoten rund um die Brezel bietet das Brezelmuseum Erdmannhausen bei Stuttgart. Demnach gab es schon vor dem Mittelalter Gebäcksorten, die als indirekte Vorfahren der heutigen Brezel gelten können. Ringelförmiges Gebäck soll es schon in der antiken Welt gegegeben haben, bei den Griechen und Römern ebenso wie bei den Kelten. Sie waren unter verschiedenen Namen bekannt, hatten aber alle eine charakteristische runde Form, die an die Sonne erinnern sollte. Diese Anspielung auf heidnische Kulte habe die Kirche tilgen wollen – so erklären einige die typische, durch einen Knoten dreigeteilte Brezelform, die die Dreifaltigkeit symbolisieren soll.
Vieles spreche dafür, dass die Brezel früher blass und kaum salzig waren. Das kurze Eintauchen der rohen Teiglinge im heißen Laugenwasser soll erst später üblich geworden sein, höchstwahrscheinlich in Süddeutschland. Womöglich war Salz früher zu kostbar, um für dieses Verfahren verschwendet zu werden. Außerdem solle das Fastengebäck eher fade schmecken, um nicht vom Gebet abzulenken. Noch heute werden die traditionellen Fastenbrezeln vieler süddeutschen Ortschaften hell gebacken und sind gar nicht salzig, wie zum Beispiel die oberfränkischen Anisbrezen.
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