Das sind die Zacharias-Gewinner 2023

Das sind die Zacharias-Gewinner 2023

Ein grandioser Blick über den Rhein beim Empfang am Nachmittag, lobende Laudationes für die Preisträger, Kalbsfilet und Ochenbäckchen beim festlichen Dinner am Abend – ein würdiger Rahmen für die Gewinner des Zacharias-Kommunikationspreis, der am 5. September 2023 zum 34. Mal verliehen wurde. Diesmal im Hotel Papa Rhein in Bingen. Die Jury würdigte herausragende Vermarktungskonzepte und Öffentlichkeitsarbeit rund um handwerklich hergestellte Backwaren.

Preisträger in diesem Jahr: Die Bäckerei Lamm aus Bielefeld, das Backhaus Lüning aus Bingen sowie die Bäckerei & Konditorei Gnauck aus Ottendorf-Okrilla. Darüber hinaus konnte sich die Bäckerinnung Sylt über den Zacharias-Sonderpreis der Jury freuen und Hans-Theo Hardt wurde mit dem Zacharias-Preis für sein Lebenswerk geehrt.

Überreicht wurden die von CSM Ingredients gestifteten Trophäen von Stefan Brehm (CCO Germany & Austria CSM Ingredients), Mario Töpfer (Chef vom Dienst back.intern.), Jens Lönneker (Präsident Gesellschaft zur Erforschung des Markenwesens), Jörg Thieltges (Verkaufsdirektor CSM Ingredients Deutschland) und Alexandra Dienst (ehemalige Geschäftsführerin Bäckerinnung Köln/Rhein-Erft-Kreis).

Die Konzepte in Kurzform

Zacharias-Preisträger 2023: Bäckerei Lamm (Inhaber: Karsten Lamm) aus Bielefeld

„Wir lieben und leben unsere Heimat und unser Handwerk“: Gemäß diesem Credo setzt die Bäckerei Lamm konsequent auf Tradition, Regionalität und Nachhaltigkeit. Gebacken wird ausschließlich nach eigenen Rezepturen mit dem betriebseigenen Sauerteig und vorwiegend regionalen Rohstoffen. Alle Filialen befinden sich in Bielefeld. Um den Kunden und der Öffentlichkeit diese gelebten Werte und ihre Heimatverbundenheit näherzubringen, hat Bäckerei Lamm ihren etablierten Werbeslogan „Die inneren Werte“ zu einem ganzheitlichen Marketing- und Kommunikationskonzept ausgebaut. Zentrale Elemente sind der Bielefeld-Schriftzug – eine Kombination aus den offiziellen Logos von Stadt und Bäckerei – und das neue Corporate Design unter Einbeziehung der Sparrenburg, eines der wichtigsten Wahrzeichen Bielefelds. Beide sind allgegenwärtig, auf Brötchentüten und Gebäckkartons ebenso wie als prominente Fahrzeugbeschriftung auf der firmeneigenen Flotte.

In einem weiteren Schritt wurden zahlreiche Brotspezialitäten der Bäckerei Lamm mit Bezug zur Stadt Bielefeld umbenannt. Seither sind in den elf Verkaufsstellen unter anderem der Lutterlaib, das Olderdisser, das Altstädter Schwarzbrot und das Jostberger Klosterbrot erhältlich. Um Bestandskunden und potenzielle Neukunden auf die Brote aufmerksam zu machen, wurden diese an den namensgebenden Sehenswürdigkeiten fotografiert. Die Motive nutzte Bäckerei Lamm für authentische Posts und emotionales Storytelling in sozialen Netzwerken wie Instagram und Facebook sowie auf ausgedienten Backblechen als Wanddekoration in den Filialen. Im Ergebnis konnte sich Bäckerei Lamm erfolgreich als fester Bestandteil der Region verankern, ihre Brote als Produkte aus Bielefeld für Bielefeld positionieren und ihren Umsatz um 13,7 Prozent steigern.

Zacharias-Preisträger 2023: Backhaus Lüning (Geschäftsführerinnen: Sabine Harter, Martina Schadt) aus Bingen

Im Bäckerhandwerk herrscht akuter Fachkräftemangel. Insbesondere die Anzahl unbesetzter Ausbildungsstellen steigt seit Jahren und der gesellschaftliche Stellenwert für die Arbeit in Backstube und Verkauf wird bestenfalls neutral bewertet. Das Backhaus Lüning wollte Ideen finden, um sich diesen negativen Entwicklungen entgegenzustellen, und gleichzeitig die eigenen Auszubildenden aktiv einbinden, ihre Motivation und Kreativität fördern. Dafür rief der Betrieb für das Jahr 2022 das Motto „Die wichtigste Zutat bist Du!“ aus und führte mit seinen Auszubildenden Gespräche über die Zukunft des Bäckerhandwerks – die Geburtsstunde der Azubi-Herbstaktion „Tradition ist wieder hip“.

An dem Projekt waren alle 55 Filialen und insgesamt mehr als 30 Auszubildende des Backhaus Lüning beteiligt. Ihnen wurde die gesamte Konzeption, Durchführung und Vermarktung der Herbstaktion anvertraut. Im Fokus des Marketings standen drei Werbematerialien: Plakate machten auf die Aktionsgebäcke aufmerksam; auf Brötchentüten und Flyern wurden alle Ausbildungsberufe des Backhaus Lüning vorgestellt. PR-seitig wurde das Projekt durch Storys und Reels auf den Social-Media-Kanälen des Backhaus Lüning in Kooperation mit der Handwerkskammer in Mainz begleitet und auch namhafte Fachzeitschriften berichteten darüber. Die Erfolge können sich sehen lassen. Sie zeigten sich in Praktikumsanfragen und frühzeitigen Bewerbungen für das neue Ausbildungsjahr ebenso wie in einem gestärkten Miteinander und gesteigerter Wertschätzung der Auszubildenden untereinander. Die Geschäftsleitung möchte ihre Auszubildenden auch zukünftig enger einbinden und ihnen Verantwortung übertragen.

Zacharias-Gewinner 2023: Das Backhaus Lüning (von links): Jury-Mitglied Manfred Laukamp, Ausbildungsleiter Mirco Neuhaus, Azubi Fabiano Correia, Geschäftsführerinnen Sabine Harter und Martina Schadt und Azubi Nick Schardt. Foto: C. Schnücke/dfv


Zacharias-Preisträger 2023: Bäckerei & Konditorei Gnauck (Geschäftsführerin: Christin Paulus, Betriebsleiter: Marlon Gnauck) aus Ottendorf-Okrilla

Bodenständig, unauffällig und vor allem uncool: Dieses Image von Handwerksbäckern wollte die Bäckerei Gnauck ändern und sich gleichzeitig vom traditionellen Grundversorger zum modernen, innovativen Betrieb wandeln. Raus aus der Austauschbarkeit, hin zum gelebten Alltagsluxus. So wurde die Idee eines Markenzeichens geboren, das die Identität des Unternehmens prägt und repräsentiert – ein Totenkopf mit dem Hashtag „#EchterBäcker“ als Symbol für das Zusammenspiel von Tradition, Moderne und Handwerk sowie das Selbstverständnis von Betriebsleiter Marlon Gnauck.

Ursprünglich als einmaliger Gag bei Facebook gedacht, ist die Bildmarke heute im Register des Deutschen Patent- und Markenamts eingetragen und prägt die gesamte Innen- und Außendarstellung des Betriebs. Um sie bekannt zu machen, setzte Bäckerei Gnauck auf Veranstaltungsbranding, Vereinssponsoring und regelmäßige Events im Zeichen des Totenkopfes. Mit mehr als 100 Beiträgen in regionalen, überregionalen und Fachmedien sowie Radio-, Fernseh- und Gastbeiträgen in Podcasts erreichte der Betrieb ein Publikum weit über die Grenzen seines direkten Umfelds hinaus. Und auch die Mitarbeiter identifizieren sich mit der neuen Unternehmensmarke und tragen in ihrer Freizeit Kleidung mit dem auffälligen Logo.

Doch damit nicht genug: Über einen eigenen Fanshop verkauft Bäckerei Gnauck Merchandising-Artikel wie Thermobecher, Pudelmützen und Liegestühle und nutzt diese für die Interaktion mit ihren Kunden, zum Beispiel in Form von Gewinnspielen auf den firmeneigenen Social-Media-Kanälen. Inzwischen wurde sogar eine Mitarbeiterin für Social Media und Öffentlichkeitsarbeit eingestellt. Mit diesem Mix klassischer und ausgefallener Maßnahmen rund um die neue Unternehmensmarke konnte der Betrieb seinen Umsatz auf bestehender Fläche verdreifachen.

Zacharias-Sonderpreis der Jury 2023: Bäckerinnung Sylt (Obermeister: Peter Lorenzen)

Unter dem Motto „Spaß am Backen haben und dabei erfolgreich sein“ hat es sich die Bäckerinnung Sylt zum Ziel gesetzt, junge Menschen auf das Bäcker- und Konditorenhandwerk aufmerksam zu machen, ihnen diesen Berufszweig näherzubringen und Nachwuchskräfte zu gewinnen. Darüber hinaus möchten die sechs Innungsbetriebe Sylter Einrichtungen und Organisationen und insbesondere die Freiwilligenarbeit junger Leute finanziell unterstützen. Um diese Ziele zu erreichen, hat die Innung das Wohltätigkeitsprojekt „Unser Charity-Brot“ ins Leben gerufen und eine Back-AG gegründet.

Im Mittelpunkt der Charity-Aktion stand die Feuerwehr Kruste, ein aromatisches Urgetreidebrot mit Emmer, Einkorn, Waldstaudenroggen und Dinkelmehl. Die Spendenmechanik war einfach wie effektiv: Das Brot war bei allen Innungsmitgliedern erhältlich. Für jeden verkauften Laib wurde ein Euro an die örtlichen Jugendfeuerwehren gespendet. Die Unterstützung weiterer Organisationen wie zum Beispiel dem Sylter Küstenschutz, dem Seenotrettungskreuzer oder Sylter Sportvereinen ist in Planung.

Unter dem Dach der neu gegründeten Back-AG treffen sich die Sylter Innungsbetriebe regelmäßig mit jungen Leuten in der Schule, um mit ihnen zusammen zu backen und ihnen das Bäckerhandwerk vorzustellen. Der Spaß steht dabei im Vordergrund. Ein idealer Rahmen, um Kinder und Jugendliche spielerisch für das Backhandwerk zu begeistern und so potenzielle Nachwuchsfachkräfte frühzeitig anzusprechen.

Zacharias-Preis für das Lebenswerk 2023: Hans-Theo Hardt

Hans-Theo Hardt legte schon zu Schulzeiten den Grundstein für ein Leben im Zeichen des Bäckerhandwerks, indem er nach dem Unterricht mit dem Fahrrad Brot und Brötchen ausfuhr. Ende der 1960er Jahre übernahm er die Bäckerei Hardt und auch mit seinen nunmehr über 85 Jahren ist er noch immer regelmäßig in der Backstube und in den 33 Filialen aktiv. Sein Unternehmergeist, seine Handwerkskunst und sein Herzblut prägen sein gesamtes Tun bis heute und machen ihn zu einer besonderen Branchenpersönlichkeit und einem leuchtenden Vorbild für andere Handwerksbäcker.

Bei Hans-Theo Hardt stand schon immer der Mensch im Mittelpunkt. So wurde ein familiäres Miteinander ganz selbstverständlich zu einem zentralen Element der Unternehmens-DNA, das sich unter anderem im Firmenlogo widerspiegelt: Es zeigt ein großes, offenes Herz – in Anlehnung an die Assoziation des Namens Hardt mit dem englischen Begriff für Herz –, das Offenheit und Herzlichkeit als Werte der Bäckerei Hardt nach außen trägt.

Gemeinsam mit seiner Tochter und Nachfolgerin Carmen Heinke bespielt Hans-Theo Hardt bis heute die gesamte Klaviatur moderner Marketing-Maßnahmen, wie zum Beispiel Promotions, Live-Events oder digitale Kundenkarten, und verfolgt auch bei der Unternehmenskommunikation einen ganzheitlichen Ansatz. Zudem nutzte er schon früh das Internet und soziale Medien: Die erste Firmenwebsite ging 1998 online und auf Facebook ist Bäckerei Hardt seit 2016 aktiv. Angesichts dieses vielfältigen Engagements ist es nicht verwunderlich, dass zahlreiche Meilensteine das Berufsleben von Hans-Theo Hardt prägten, angefangen bei den Markenbrötchen „Malzköpp“ über die Einführung des Veedelsbrotes bis hin zu regionalen Partnerschaften und Kooperationen mit bekannten Marken wie Verpoorten oder Gaffel Kölsch.