Röster setzt auf Kaffee-Neuheiten

Röster setzt auf Kaffee-Neuheiten

Die Flaute bei Nonfood-Ware hat Tchibo im vergangenen Jahr schwer belastet, meldet die „Lebensmittel Zeitung“. Daher wolle der Konzern jetzt sein Kaffeegeschäft stärken. Dazu gehöre die Stärkung neuer Produkte, um unzufriedene Einzelhändler wieder mit dem Depot-System zu versöhnen. In der aktuellen Konsumflaute ist Röstkaffee kein Selbstläufer mehr. Auch die Nonfood-Artikel von Tchibo laufen schleppend. 2022 war für Tchibo nach Unternehmsaussagen das schlechteste Jahr der Firmengeschichte. Daher steht jetzt die Suche nach Wegen aus der Krise in der Hamburger Zentrale ganz oben auf der Agenda. Dabei setzt Tchibo nach LZ-Informationen vor allem auf das im Vergleich zu Nonfood lukrativere Kaffeegeschäft.

„Lieblingsbohne“ für sparsamere Kunden
Mit Filterkaffee und ganzen Bohnen unter der neuen Eduscho-Marke „Lieblingsbohne“ will Tchibo eine sparsamere Kundengruppe erschließen. Dem Angebot sollen zwei weitere neue Produktreihen im mittleren und im Premium-Segment folgen. Das Kaffeegeschäft aus eigener Röstung steht nach Branchenschätzungen für rund die Hälfte des Tchibo-Umsatzes von 3,26 Mrd. Euro im Jahr 2021. Die neue Ware soll auch diejenigen Händler überzeugen, die Tchibos hierzulande insgesamt rund 18.700 Depots, davon 8000 mit Nonfood-Produkten, in ihren Läden zunehmend hinterfragen. Die Überzeugungsarbeit hat Firmen-Patriarch Michael Herz offenbar zur Chefsache erklärt.

Kritik: Nonfood-Depot kein Frequenzbringer mehr
Denn die Kritik wird lauter. Das Nonfood-Depot sei kein Frequenzbringer mehr, sagen mehrere Kaufleute der LZ. „Unsere Filialen hatten im vergangenen Jahr ein Umsatzplus von zehn Prozent, beim Depot ist er um sechs Prozent geschrumpft“, rechnet ein Händler vor. Er interessiert sich wie andere Befragte vor allem für das Kaffeesortiment der Hamburger. Einige Händler lassen sich wie der Edeka-Discounter Netto ohnehin nur die Kaffeeregale mit Ware der Marken Tchibo und Eduscho bestücken. Tchibo verweist dagegen regelmäßig auf Flächenrenditen, die in den Depots über den anderen Bereichen der Einzelhändler lägen.

Flaute trotz neuem Chef
Die aktuelle Nonfood-Flaute bringt die Hamburger jedoch nicht von ihrem tradierten Geschäftsmodell ab. Erst kürzlich hat Tchibo den Nonfood-Chef ausgetauscht. Im Juni hat Hamid Dastmalchian das schwächelnde Ressort von Ulf Brettschneider übernommen. Kaufzurückhaltung, Lieferkettenverwerfungen und hohe Warenbestände hatten dem Geschäftsbereich wie auch den Wettbewerbern zugesetzt. Nun soll das Sortiment mit Blick auf die unterschiedlichen Tchibo-Vertriebswege – Depot, Onlinehandel sowie rund 550 Filialen – offenbar deutlich überarbeitet werden.

Tchibo kündigt Stellenabbau an
Die schlechte Lage hat auch Auswirkungen auf die Beschäftigten. Rund 7.100 Mitarbeiter zählt Tchibo in Deutschland, weltweit sind es rund 11.230. Im Juni hatte der Konzern den Abbau von 300 Stellen in Deutschland angekündigt, betroffen sei vor allem die Zentrale. Ob die Kürzungen damit abgeschlossen sind, will Tchibo nicht beantworten. Ein Sprecher sagte auf Anfrage der „Lebensmitel-Zeitung“, dass ein Teil der Kürzungen über betriebsbedingte Kündigungen laufe. Der überwiegende Teil erfolge jedoch sozialverträglich, unter anderem durch die Nutzung von Fluktuation und das Nichtbesetzen vakanter Stellen.

Foto: Screenshot tchibo.de