Bäckerei Stinges bleibt sonntags geschlossen

Bäckerei Stinges bleibt sonntags geschlossen

Mit der Entscheidung, an Sonn- und Feiertagen nicht mehr zu öffnen, wolle man ein Zeichen gegen Personalknappheit und die 7-Tage-Woche setzen, meldet die Landbäckerei Stinges aus dem nordrhein-westfälischen Brüggen-Lüttelbracht auf ihrer Website. „Im Übrigen können wir auch die extrem gestiegenen Energie- und Rohstoffkosten nicht gänzlich mit Preissteigerungen auffangen und auf unsere Kunden abwälzen“, sagt Geschäftsführer Willi Stinges (links). Mit der Schließung der Fachgeschäfte an Sonn- und Feiertagen versuche man diese Mehrkosten besser in den Griff zu bekommen, ergänzt Geschäftsführer und Bruder Leo Stinges (rechts).

„Das geht an die Substanz“
„Unsere Verkäuferinnen und Verkäufer haben aufgrund der kräftezehrenden Coronazeit und der seit zweieinhalb Jahren angespannten Personalsituation zahlreiche Überstunden angesammelt. Viele von ihnen mussten immer wieder für ihre KollegInnen einspringen und waren überlastet. Das geht an die Substanz“, schildern Inhaber und Geschäftsführer Willi und Leo Stinges den Hauptgrund für diesen
überraschenden Schritt.
 
Sonntag ist Ruhetag
Die Bäcker-Brüder sind sich einig, dass ihr Verkaufspersonal, aber auch die in der Logistik und Produktion Beschäftigten einen festen freien Tag in der Woche brauchen, den sie mit ihren Familien oder Partnern verbringen können statt auf der Arbeit. „Wir sind eine Familienbäckerei. Die Gesundheit und Zufriedenheit unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geht vor, denn ohne sie läuft bei uns gar nichts“, fügt Leo Stinges hinzu, der in der Landbäckerei für die Produktion verantwortlich ist.
 
Gute, alte Handwerkstradition
„Früher war es in Handwerksbetrieben gang und gäbe, einen freien Tag in der Woche zu haben. Bei Bäckern und Friseuren war es der Montag“, erinnert sich Willi Stinges. „Wir wollen den Sonntag wieder zum Familientag machen und den Beschäftigten vor allem im Verkauf, die zu 98 Prozent auch sonntags arbeiten, Zeit zum Verschnaufen geben.“ Preiserhöhungen allein nicht zielführend. „Brot und Brötchen in Handwerksqualität dürfen keine Luxusgüter werden. Billigbackwaren der Industrie und der Discounter gibt es zuhauf“, ergänzt Leo Stinges. „Wir sind ein traditionsreiches Brotland. Echte Bäcker-Backwaren müssen in Deutschland bezahlbar bleiben.“
 
Bäckereien sehr personal- und energieintensiv
„Als Unternehmer, die für über 850 Mitarbeitende Verantwortung
tragen, müssen wir strategische Entscheidungen immer auch aus Sicht
unserer Beschäftigten treffen“, sagt Willi Stinges. „Wir gelten zwar als starke Arbeitgebermarke, tun uns aber trotzdem bei der Personalsuche schwer. Auch weil immer weniger Menschen sonntags arbeiten wollen. Daran ändern auch Zuschläge und eine bessere Bezahlung nichts. Wie kaum eine andere Handwerksbranche sind Bäckereien besonders personal- und energieintensiv.“
 
Das sagen die Kunden
„Klar, denken wir auch an unsere Kundinnen und Kunden, die nur ungern auf ihre Sonntagsbrötchen von Stinges verzichten wollen. Wenn unsere Entscheidung gegen den Sonntagsverkauf vielleicht zunächst unpopulär klingt, letztendlich wird sie für die meisten nachvollziehbar sein“, sind sich Willi und Leo Stinges sicher. Natürlich haben die beiden Bäckermeister bereits vorgesorgt: „Unsere Land-und Spezialbrötchen eignen sich super, um diese auch am nächsten Tag bei 160 Grad Umluft für 3 bis 4 Minuten kurz aufzubacken.“

Foto: Bäckerei Stinges