Cyberangriffe: Alte Software gefährdet Betriebe

Cyberangriffe: Alte Software gefährdet Betriebe

Digitalisierung ist das Megathema für Unternehmen. Wir haben mit Goecom-Geschäftsführer Patric Leu gesprochen, wie es um die IT-Sicherheit in Bäckereien steht, welche Software ein Bäcker heute unbedingt braucht und warum Backups so wichtig sind.

back.intern.: Welche Software braucht ein Bäcker, um fit für die Zukunft zu sein?

Leu: Die Frage ist aus meiner Sicht nicht richtig. Sie suggerieren damit, dass Sie sich mit dem Kauf einer Software für die Zukunft vorbereitet haben. Dem ist leider vielfach nicht so. Vielmehr sollte sich der Bäcker die Frage stellen: Mit welchem Softwarepartner stelle ich mich der Zukunft? Die Software alleine wird ihn nur eine gewisse Zeit unterstützen können. Die digitalen Dienste und der stetige Wandel bedürfen einer ständigen Anpassung seiner Softwareprodukte. 

back.intern.: Und wie findet der Bäcker den richtigen Partner?

Leu: Wir empfehlen dem Bäcker bei der Wahl seines Softwarepartners die Beachtung folgender Gesichtspunkte: Ist die problemlose Einbindung ergänzender Softwarelösungen in sein System möglich? Hat der Hersteller selbst eine entsprechende Software für den Kunden entwickelt? Kann das Unternehmen beiden Fragen mit Ja beantworten, lohnen sich weitere Gespräche.

back.intern.: Welche Programme gehören unbedingt zur Grundausstattung? 

Leu: Im Idealfall arbeitet der Bäcker natürlich mit Marvin von Goecom (lacht). Um es allgemeiner zu sagen: Er benötigt ein zuverlässiges Bestellsystem mit einer entsprechend fiskalsicheren Rechnungslegung bzw. digitaler Rechnung für die Buchhaltung sowie eine Personaleinsatzplanung, welche die Zeiterfassung seiner Mitarbeiter übernimmt und ein für ihn zeitaufwändiges Aufarbeiten der Löhne und Gehälter reduziert.

back.intern.: Cyberangriffe nehmen zu. Wie können sich Betriebe schützen?

Leu: Das Wichtigste ist ein aktuelles Betriebssystem mit einem aktuellen Virenschutzprogramm. Ich erlebe es immer wieder, dass die Sicherheitsupdates nicht aufgespielt werden oder das Virenschutzprogramm viele Jahre alt ist. Dadurch steigt das Risiko von Angriffen. Wichtig ist außerdem ein tagesaktuelles Backup des eigenen Servers, das zusätzlich außerhalb des Betriebes aufbewahrt wird. Bei vielen vom Hochwasser betroffenen Betrieben sind Server und Backup zusammen in den Fluten untergegangen. Die haben jetzt große Probleme.

back.intern.: Also lieber ein Server in der Cloud als im eigenen Haus?

Leu: Da hat jeder Unternehmer seine eigene Philosophie. In 80 Prozent der Betriebe stehen die Server im Haus, der Rest setzt auf die Cloud. Unserer Software ist es egal, wo der Server steht. Wichtig ist, dass der Service des Cloudanbieters rund um die Uhr an sieben Tagen in der Woche erreichbar ist und dass die Daten in Deutschland nach deutschem Recht gespeichert werden. Um ein Backup außerhalb des Betriebes aufzubewahren, sind Cloudlösungen sinnvoll.

back.intern.: Welche Innovationen haben Sie in der Pipeline?

Leu: Der mobile Zugriff auf die Daten wird immer mehr nachgefragt. Für die Erfassung der Arbeitszeit durch Mitarbeiter, um auf die Daten von Filialen oder allgemein von unterwegs auf den Firmenserver zugreifen zu können. Wir machen unsere Software fit, um all das unabhängig von einem Betriebssystem über einen Browser zu ermöglichen. Egal, ob der auf einem Smartphone, einem Tablet oder einem Desktoprechner läuft. Und das Thema Webshop wird an Bedeutung gewinnen, und sei es nur für die Vorbestellung von Backwaren. Darauf müssen Bäcker sich vorbereiten.

back.intern.: Die Softwarefirma Brotzeit und Goecom haben eine Partnerschaft geschlossen. Was bedeutet das für Ihre Kunden?

Leu: Alle Goecom-Kunden haben die Möglichkeit, in eine Personaleinsatzplanung zu investieren, die von unserer Hotline supported und von uns mit weiterentwickelt wird. Die Brotzeit hat einen starken Partner hinzubekommen, während die Goecom den Bereich der Personaleinsatzplanung mit in ihr Portfolio aufnehmen kann. Für beide Parteien ist das eine absolute Win-win-Situation. Wir freuen uns auf und über die Weiterentwicklung unseres Unternehmens und blicken gespannt in die Zukunft.

back.intern.: Was ist Ihr persönlicher Eindruck von der Branche nach einem Jahr als Geschäftsführer bei Goecom?

Leu: Die Bäckereibranche wird sich zunehmend schneller an den Strukturwandel anpassen müssen. Die Corona Pandemie hat den Bäckern aufgezeigt, dass es sinnvoll ist, sich stets breit aufzustellen. Obwohl sich der Bäcker in einem wichtigen Teilsegment der Nahrungsversorgung der Lebensmittelindustrie befand, war die Entscheidung, sich überwiegend in der Gastrobranche mittels Cafés zu etablieren, mitunter eine verhängnisvolle. Ich denke, wir werden in den nächsten Monaten eine Verschärfung des Konzentrations- bzw. des Konsolidierungsprozesses erleben. Die Hans-Böckler-Stiftung hat das in einer Branchenanalyse 2018 bereits angedeutet und wird im Zuge der Pandemie völlig recht behalten. Viele Bäcker werden ihr Verkaufssystem überdenken, sich weitere Aufgabenfelder aneignen und somit den Konkurrenzdruck deutlich erhöhen. Meines Erachtens werden unsere Bäcker diese Herausforderung meistern, die nächste wartet schon und könnte vielleicht die „Schwierigere“ sein. Die Fleischindustrie stellt sich neu auf und produziert zunehmend mehr Fleischersatzprodukte, welche ähnliche oder mittlerweile die gleichen Rohstoffe dazu verwenden. Das wird die Rohstoffpreise zunehmend antreiben und den Bäcker wieder vor neue Herausforderungen stellen.

Unser Experte

Patric Leu (36) ist seit 2017 bei Goecom und hat dort viele Jahre im IT-Support gearbeitet. Seit 2020 ist er einer von zwei Geschäftsführern. Der gelernte Koch, der auf IT-Spezialist umschulte, liebt Lebensmittel und fühlt sich darum in der Bäckerbranche besonders wohl.