Hochwasser – so läuft’s vor Ort

Hochwasser – so läuft’s vor Ort

„Mein Vater hat in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag alles verloren. Seine Backstube inklusive 3 Ge-schäftsstandorten sind den Wassermassen zum Opfer gefallen.“ „Wir haben nichts mehr und können nicht mehr backen! Alles ist zerstört!“

Das sind nur zwei der zahlreichen Meldungen von betroffenen Bäckereien, die auf der eigens dafür ein-gerichteten, gemeinsamen Hotline der Bäckerinnungen Köln/Rhein-Erft-Kreis und Rhein-Ruhr und des Verbandes des Rheinischen Bäckerhandwerks eingegangen sind. 11 Produktionen von Bäckereien sind zerstört, 50 Filialen vom Hochwasser betroffen. „Zwischen Mechernich und Kehlberg gibt es keinen funktionierenden Backbetrieb mehr“, sagt Sigurt Jäger, Betriebswirtschaftlicher Berater beim BIV Rheinland, zu back.intern. „Viele Betriebe wissen nicht mehr, wie es weitergehen soll.“ Und bei Die Lohners in Polch sind 10 der 162 Filialen unterschiedlich stark von der Hochwasserkatastrophe betroffen.

Praktische Hilfe für Kollegen
Kollegen helfen sich untereinander ganz praktisch: „Wir haben seit 2 Monaten unseren Fahrverkauf eingestellt. Jetzt haben wir 2 Verkaufsfahrzeuge, die wir kostenlos für Bäckerkollegen zur Verfügung stellen möchten, die durch die Flut betroffen sind“, schreibt ein Bäckerkollege, der nicht betroffen ist. Beide Fahrzeuge sind bereits auf dem Weg. Auch die Heiner-Kamps-Stiftung „Brot gegen Not“ hat bereits ihre Hilfe angeboten. Auch Dirk Burmeister aus Schleswig will ganz praktisch helfen: Er hat noch einen Langroller und eine Eismaschine, die er Kollegen zur Verfügung stellt. Bei Interesse einfach anrufen: 04621 32388.

Rund 600 Kilometer fuhren Gunter und Ken Schwarze von der Bäckerei Schwarze aus Bennewitz bei Leipzig spontan bis nach Neuenahr-Ahrweiler, um den Menschen mit Brot, Käse, Wurst und Kuchen „ein kleines Lächeln in die Gesichter” zu zaubern. Und um für mehrere Tage beim Kollegen Ulrich Brand und seiner Frau Giesela beim Aufräumen kräftig mit anzupacken, deren Produktion vom Hochwasser komplett zerstört wurde. „Allein in diesem Gebiet sind sieben Bäckereien betroffen”, sagte Ken Schwarze heute Mittag zu back.intern. „Sie brauchen nicht nur Geld, sie brauchen Kollegen, die ihnen mit ihrem Netzwerk helfen, damit sie schnell wieder aufmachen können.“ Sein Appell: „Jeder kann helfen.”

Zerstörte Bäckerei Brand in Neuenahr-Ahrweiler. Foto: Ken Schwarze

Goecom hilft Flutopfern schnell und unbürokratisch
Die Serviceverträge von Bäckereien, die die Software Marvin von Goecom nutzen und deren Produktion durch die Hochwasserkatastrophe zum Erliegen gekommen ist, sind bis Ende 2021 kostenfrei. Der EDV-Spezialist verzichtet auf die Kosten, damit die betroffenen Unternehmen diese Beträge in ihren Wiederaufbau investieren können, teilte das Unternehmen mit. Zusätzlich können alle Bäcker, die durch das Hochwasser stark betroffen sind, die Marvin Unlimited Version kostenlos bis Januar 2022 nutzen – unverbindlich und ohne automatische Verlängerung des Nutzungsvertrages. Alle betroffenen Bäckereien finden unter dem Link https://goecom.de/soforthilfe/ ein Formular, mit dem sie die Unterstützung online anfordern können.

Spendenprodukte zur Unterstützung
Um Geld für die betroffenen Betrieb zu sammeln, backen viele Kollegen Spenden-Produkte. Die Bäckerei Roth aus Brechen bei Limburg hat für Donnerstag, 22. Juli 2021, zu einem Spendentag aufgerufen. Die Einnahmen aus jedem verkauften Backesberg und der verkauften Taunuskrutse gehen komplett an den Karl-Grüßer-Unterstützungsverein des Deutschen Bäckerhandwerks. Zusätzlich rief Familie Roth ihre Kunden zu Spenden auf.

Und selbst aus Mecklenburg-Vorpommern kommt Hilfe: Einen Monat lang will der Bäckermeister Klaus Tilsen ein Brot verkaufen – für fünf Euro. Drei Euro davon spendet er an Betroffene des Hochwassers. Schon am ersten Vormittag war das Brot ausverkauft.

Dank an die Helfer
Viele Bäckereien haben sich spontan entschlossen, den Helfern zu danken: Die Bäckerei Merzenich aus Köln versorgte die Johanniter-Unfall-Hilfe mit frischen Brötchen. Schäfer dein Bäcker aus Limburg schickte mit Hilfe der Feuerwehr Hünfelden 5.000 Brötchen und 500 Brote ins Katastrophengebiet. Und auch Bäcker Dries aus dem Rheingau schickte seinen „Rasenden Bäcker-Transporter” mit 500 Broten und Butter Richtung Ahr. Die Bäckerei Bolten aus Duisburg spendete über das Wochenende 25.000 Brötchen an das DRK Viersen, das in den Düsseldorfer Messehallen ein Krisenzentrum aufgebaut hatte. Mit Quarkbällchen versorgte die Biebelhausener Mühle die Helfer.

Und die DRK-Bereitschaft Heinsberg bedankte sich bei der Bäckerei Kohlen aus Wasserberg für 300 gespendete Brötchen und der Bäckerei Maria von Heel aus Gangelt-Birgden für Brötchen und Teilchen. Die rief auch gleich noch eine Spendenaktion ins Leben: „Wir möchten diesen Menschen gerne helfen und haben uns daher entschieden, 80 Cent pro verkauftem Brot an die Opfer des Hochwassers zu spenden. Ab sofort bis zum 31.07.2021.”

Haben auch Sie eine Aktion? Mailen Sie mir ein paar Stichworte und Fotos, damit wir berichten können: toepfer@back-intern.de