EU-Zuckermarkt: Preise, Klima, Alternativen

EU-Zuckermarkt: Preise, Klima, Alternativen

„Aufgrund der sehr umfangreichen Rübenernten und der daraus resultierenden großen produzierten Zuckermenge ist der Zuckerpreis in Europa gefallen – deutlich stärker als ursprünglich erwartet“, erklärte Lars Gorissen, Chief Executive Officer von Nordzucker, bei der Vorstellung der Jahresbilanz in Braunschweig. Zudem wirkten sich eine verhaltene Verbrauchernachfrage und Zuckermengen, die aus der Ukraine in den europäischen Markt eingeführt wurden, aus. „Dennoch haben wir im Geschäftsjahr 2024/25 ein deutlich positives Konzernergebnis erzielt.” In der überdurchschnittlich langen und ertragreichen Kampagne hat Nordzucker unter guten Produktionsbedingungen rund drei Millionen Tonnen Zucker aus Rüben erzeugt, mehr als jemals zuvor. Der Jahresüberschuss vor Fremdanteilen lag bei 84 Millionen Euro nach 326 Millionen Euro im Vorjahr. Die EBIT-Gewinnmarge lag bei 3,6 Prozent (Vorjahr 14,4 Prozent). Die australische Tochter Mackay Sugar Ltd. trug 14 Millionen Euro zum operativen Ergebnis bei.
 
Für das Geschäftsjahr 2025/26 hat Nordzucker derzeit ein negatives Ergebnis im unteren zweistelligen Millionenbereich budgetiert. „Wir haben bereits 2024 verschiedene Kostenoptimierungen gestartet und unsere Exzellenzprogramme intensiviert, um unser Ergebnis angesichts der Marktlage zu stabilisieren. Durch die zu erwartende Preiserholung kombiniert mit unseren umfassenden Optimierungsmaßnahmen könnten wir das Ergebnis für das laufende Geschäftsjahr gegenüber der Budgetierung noch verbessern“, ergänzte Bott.
 
Stabilisierung des Marktes erwartet
In der EU ist zu beobachten, dass in diesem Jahr die Rübenanbaufläche reduziert wurde. Auch Nordzucker hat die Rübenverträge entsprechend angepasst. „Gemeinsam mit unseren Anbauern leisten wir einen Beitrag, den Markt zu entlasten“, sagte Gorissen. „Wegen der geringeren Anbauflächen in der EU deutet sich bereits eine Entspannung an. Die Zuckerpreise stabilisieren sich aktuell auf niedrigem Niveau – die preisliche Talsohle sehen wir deshalb bereits als durchschritten an“, sagte Alexander Godow, Chief Operating Officer. Mit spürbaren Preissteigerungen sei aber erst ab Oktober 2025 zu rechnen, mit Beginn des neuen Zuckerwirtschaftsjahres.
 
Zucker aus Zuckerrohr: Potenzial für stabilere Profitabilität
 Das Unternehmen will seine Zuckerrohr-Aktivitäten deutlich ausweiten.  Die australische Tochtergesellschaft habe gezeigt, dass Nordzucker globale Wachstumschancen erfolgreich nutzt. Seit mehr als fünf Jahren leistet Mackay Sugar einen positiven Beitrag zum Gesamtergebnis. „Die Zuckerproduktion aus Zuckerrohr bietet in einigen Regionen der Welt das Potenzial einer höheren und resilienteren Profitabilität im Vergleich zur Zuckerherstellung aus Zuckerrüben in der EU. Dies kann Schwankungen ausgleichen“, erklärte Gorissen weiter.
 
Alternative Proteine
Ein weiterer möglicher Markt für Diversifizierung ist der Bereich der alternativen Proteine. „Wir sehen nach wie vor großes Potenzial für alternative Proteine“, sagte Gorissen. Die geplante Erbsenprotein-Fabrik in Groß Munzel, Niedersachsen, wird Nordzucker aber nicht bauen – unter den aktuellen Bedingungen sei die Profitabilität nicht gegeben. Stattdessen würde geprüft, wie der Markt mit Kooperationen und Akquisitionen erschlossen werden kann.
 
Klimawandel bringt Herausforderungen im Rübenanbau
Der Klimawandel hat einen erheblichen Einfluss auf die Landwirtschaft und den Rübenanbau. Ein Beispiel ist hier die Schilf-Glasflügelzikade. Dieser Schädling überträgt Krankheiten, die sich auf den Zuckergehalt der Rüben und ihre Verarbeitungsqualität auswirken. Gemeinsam mit Verbänden und Anbauern sowie der Politik, Züchtern und Forschungseinrichtungen arbeitet Nordzucker intensiv an Lösungen. „Zuckerrüben sind ein wichtiger Bestandteil der Landwirtschaft und Grundlage für eine sichere Lebensmittelversorgung; sie bleiben für unsere Anbauer wirtschaftlich attraktiv und wichtig in der Fruchtfolge”, betonte Lars Gorissen.