„Mein Ziel für die SHB ist Wachstum“

„Mein Ziel für die SHB ist Wachstum“

Wolfgang Riecke ist seit dem 1. Juli neuer Vertriebsvorstand der SHB Allgemeine Versicherung. Zusammen mit seinem Vorstandskollegen Dr. Rolf Ulrich will er die SHB in ruhigeres Fahrwasser bringen. Mit back.intern. sprach Riecke über die teure Personalpolitik, Versicherungen in Coronazeiten und warum die SHB besser aufgestellt ist, als viele behaupten.

back.intern.: Die SHB musste ihren Vorstand erneut umbauen. Unglückliche Personalpolitik oder stimmt etwas mit dem Konzept der SHB nicht?

Riecke: Jedes Konzept ist verbesserungsfähig. Aber die SHB steht auch in diesen schwierigen Zeiten gut da. Wir sind ein kleiner Spezialversicherer mit einer sehr guten Eigenkapitaldecke. Wir haben leistungsstarke Produkte, die auch unseren Wettbewerbern Orientierung gegeben haben und noch immer geben. Und mit der Hannover Rück haben wir einen sehr guten Partner als Rückversicherer, der uns in der schwierigen Corona-Zeit gut unterstützt. Die häufigen Personalveränderungen sind leider noch Nachwirkungen, der von den Mitgliedern 2018 abgelehnten Fusion mit der Signal Iduna. Und das ist auch einer der Gründe für die Kostensteigerungen. Personelle Veränderungen kosten Geld. Das weiß jeder Unternehmer. 

back.intern.: Wie will sich die SHB für die Zukunft aufstellen und welche Rolle spielen dabei noch Fusionsüberlegungen?

Riecke: Eine Fusion ist für uns aktuell kein Thema. Wir konzentrieren uns auf unsere Stärken und werden das Beteiligungsgeschäft weiter forcieren. Das heißt: Bei größeren Handwerksbetrieben, die über 25 Millionen Euro Umsatzvolumen liegen, schließen wir uns mit anderen Versicherern zusammen und teilen uns so die Risiken und Prämieneinnahmen. Die SHB hat in den vergangenen Jahren ihren eigenen Außendienst abgebaut und auf Maklervertrieb umgestellt. Dadurch sind wir flexibler und vergrößern unsere Reichweite und Zielgruppen. Mein nächstes Ziel ist es, noch weitere Makler für uns zu gewinnen, um das Geschäft bundesweit gezielter auszubauen.   

back.intern.: Was planen Sie bei Versicherungsangeboten?

Riecke: Die SHB kommt aus dem Bäckerhandwerk, und das wird unser Fokus bleiben. Gleichzeitig wollen wir benachbarte Lebensmittelhandwerke wie Kaffeeröstereien, kleine Brauereien und Fruchtsafthersteller als Kunden gewinnen. Und ich möchte unseren Kunden durch Komplettpakete mehr Schutz aus einer Hand anbieten. Also nicht nur eine Betriebs- und Geschäftsversicherung, sondern auch zum Beispiel eine Flottenversicherung für den Fuhrpark, einen Vertragsrechtsschutz und Cyberdeckung als Schutz gegen Internetkriminalität. Für 2021 ist geplant, das Privatkundengeschäft mit den Sparten private Haftpflicht und Hausrat im Markt zu platzieren. Hier muss sich die SHB breiter aufstellen. Dafür werden wir unsere technische Infrastruktur verbessern, um unsere Angebote bei sogenannten Poollösungen unter die Top-5-Anbieter zu bekommen. So kommen wir in den Fokus weiterer Makler und können wachsen. 

back.intern.: Die SHB hatte ja sehr schnell entschieden, auch Schäden durch allgemeine Betriebsschließungen aufgrund der Corona-Pandemie zu ersetzen. War das nicht betriebswirtschaftlich riskant?

Riecke: Sagen wir es so: Wir haben uns für eine kulante Regelung entschieden, denn aufgrund der aktuellen Bedingungen in unseren Verträgen, hätten wir nicht zahlen müssen.  Versichert sind nur Schäden durch Gefahren, die zum Zeitpunkt des Vertragsabschlusses schon bekannt waren. Covid 19 hätte also nicht dazu gezählt. 

back.intern.: Kann sich der Bäcker trotzdem gegen Betriebsschließungen absichern?

Riecke: Gegen eine generelle Schließung aufgrund einer Pandemie oder Epidemie kann man sich aktuell nicht versichern. Hier gibt kein Rückversicherer mehr Deckungsschutz, weder für uns noch für andere. Versichern kann man sich aber gegen eine Schließung durch Einzelverfügung für seinen Betrieb. Wenn das Gesundheitsamt sagt, der Betrieb xy muss schließen, weil es einen Coronafall durch einen Betriebsmitarbeiter gab. Darum werden wir unsere Policen zum 1. Januar 2021 auf ein dynamisches System umstellen. Dann sind auch Gefahren durch bekannte und unbekannte Erreger versichert, solange für diese kein Pandemie- oder Epidemie-Status ausgerufen wurde!  Wer sich zum Beispiel für die neue SBS Top-Police entscheidet, der ist künftig abgesichert. Das Mehr an Schutz gibt es schon ab 5 Prozent Aufschlag. Wer das nicht will, kann zu den alten Konditionen einen Vertrag ohne Absicherung einer Betriebsschließung vereinbaren. Wenn sich jemand für keines der Angebote entscheidet, müssen wir ihm leider zum Ende des Jahres kündigen.

back.intern.: Wie gefährlich kann ein neuer Lockdown für Ihr Geschäft werden?

Riecke: Wir können ein erneutes Shutdown-Szenario nicht noch einmal zu Lasten aller Mitglieder finanzieren. Darum mussten wir die Verträge auch so kurzfristig umstellen.

back.intern.: Wie lange werden Sie bei der SHB an Bord bleiben?

Riecke: Mir macht die Aufgabe viel Spaß und ich bin sehr zuversichtlich, dass wir die SHB wieder auf guten Wachstumskurs bekommen. Vor dem Hintergrund denke ich bestimmt nicht ans Aufhören.