So bleiben Sie jetzt liquide!

So bleiben Sie jetzt liquide!

Für viele Unternehmer geht es in diesen Tagen darum die Liquidität zu behalten – trotz eingebrochener Umsätze. Dafür steht seit neuesten auch ein Schnellkredit ohne Risikoprüfung zur Verfügung. Unternehmensberater Boris Wehr hat für back.intern. die fünf Möglichkeiten Soforthilfen, KfW-Sonderprogramm 2020, KfW-Schnellkredit, Steuerstundungen und Langzeitplanungen erläutert und bewertet.

Bäckermeister und Diplom-Kaufmann Boris Wehr bieteter eine ganzheitliche Unternehmensberatung. Kontakt: Tel. 07251 3589538, www.boris-wehr.de

Soforthilfen
Soforthilfen sind Geldgeschenke in Höhe von bis zu 15.000 Euro (in einigen Bundesländern mehr) für kleine Unternehmen mit bis zu zehn Beschäftigten (auch hier weichen manche Länder ab). Dafür muss nachgewiesen werden, dass die Bäckerei durch die Pandemie in ihrer Existenz gefährdet ist. Bislang war die Umsetzung Ländersache, in Kürze soll sie auf Bundesebene stattfinden. „Wo möglich, sollten Bäcker noch schnell das Förderprogramm ihres Bundeslandes in Anspruch nehmen. Die Konditionen sind wie zum Beispiel in Mecklenburg-Vorpommern mit 40.000 Euro und bis zu 49 Beschäftigten besser“, empfiehlt Boris Wehr. Mehr Info dazu finden Sie hier.

KfW-Sonderprogramm 2020
Die Darlehen mit niedrigem Zinssatz (1 bis 2,12 Prozent) stehen Unternehmen jeder Größe zur Verfügung und werden über die Hausbank vergeben. Dass die KfW 90 Prozent des Haftungsrisikos übernimmt, soll eine vereinfachte Risikoprüfung ermöglichen. „Viele Hausbanken verlangen trotzdem Sicherheiten für mehr als die restlichen 10 Prozent“, ist Wehrs Erfahrung. Er hat bereits für 14 Mandanten Anträge gestellt, bei dreien gab es Schwierigkeiten. „Sprechen Sie eine zweite Bank an“, lautet seine Empfehlung. Zudem sei es ratsam, den Schaden anhand eines Liquiditätsplans zu beziffern und die BWA zu erläutern. Dabei würde er Bäcker „für kleines Geld“ unterstützen.

Eine Gefahr sieht Wehr in dem möglichen Verlangen der Hausbank nach einer Globalsicherheit über das gesamte Darlehen, beispielsweise über die Grundschuld des Privathauses. „Dies würde auch für andere Darlehen dieser Bank gelten“, warnt er. Der Unternehmensberater gibt außerdem zu bedenken: „Den Kredit für Investitionen und Betriebsmittel müssen Sie in den meisten Fällen in fünf Jahren zurückzahlen. Bei einer Summe von 100.000 Euro würden Sie also 20.000 Euro pro Jahr (ohne Tilgungsfreiheit) zusätzlich benötigen!“ Um diese Summe müssten dann, wohlgemerkt, nicht die Umsätze, sondern das Betriebsergebnis gesteigert werden. Mehr Info dazu finden Sie hier.

KfW-Schnellkredit 2020
Ganz neu ist diese weitere Option für alle Unternehmen in finanzieller Not mit mehr als zehn Beschäftigten. Die Vorteile: Um eine flotte Kreditvergabe durch die Hausbank zu ermöglichen, übernimmt die KfW das Risiko zu 100 Prozent. Damit entfallen Risikoprüfung und Besicherung. Die Tilgungszeit ist auf zehn Jahre angelegt. Nachteil: Es gibt einen Zinssatz von aktuell 3 Prozent. „Immer noch besser als Kontokorrent“, findet Wehr. Die Antragsstellung für den KfW-Schnellkredit soll ab heute, 8. April 2020, möglich sein. Alle Info dazu finden Sie hier.

Steuerstundungen
Diverse Steuern ebenso wie Zahlungen an Berufsgenossenschaft oder Krankenkassen können Unternehmer in der Krise aussetzen. Aber: „Seien Sie sich bewusst, dass die Zahlungen irgendwann fällig werden. Aufgeschoben ist nicht aufgehoben“, gibt Wehr zu bedenken. Hier gibt es ausführliche Info.

Langzeitplanung
Was passiert nach der Coronakrise? „Machen Sie sich bereits jetzt über Ihre weitere Vorgehensweise Gedanken“, rät Experte Wehr. Das Cafégeschäft dürfte sich erholen, die Innenstadtstandorte auch – aber wie sieht es mit Lieferkunden aus? Vielleicht werden Sie einige verlieren. Auch Lieferungen für große Veranstaltungen könnten noch längere Zeit entfallen. Je nach Standort dürften sich in diesem Jahr auch niedrigere Touristenzahlen weiter auswirken. „Es wird nicht wie vorher weitergehen“, vermutet der Berater. Unter Umständen müsse die Personalstärke reduziert werden.

Foto: AdobeStock