Ernährungsreport 2024: Schmecken soll es!

Ernährungsreport 2024: Schmecken soll es!

Die Bürgerinnen und Bürger in Deutschland legen großen Wert auf Informationen über die Lebensmittel, die sie kaufen, und achten stärker als in früheren Jahren auf Kriterien wie Tierwohl, Regionalfenster und das EU-Bio-Siegel. Das geht aus dem Ernährungsreport 2024 hervor, den der Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, Cem Özdemir, am 24. September 2024 vorgestellt hat. „Unsere Bürgerinnen und Bürger entscheiden selbst, wie sie sich ernähren, da braucht es von niemandem Belehrungen oder Vorschriften“, sagt Bundesminister Özdemir. „Die Menschen wollen echte Wahlfreiheit, das unterstützen wir – und zwar anhand von validen Daten.“ In der vom Forschungsinstitut Forsa durchgeführten Studie befragt das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) seit 2015 jährlich Verbraucherinnen und Verbraucher nach ihren Wünschen, Vorlieben und Gewohnheiten rund um das Thema Ernährung. Wichtigstes Kriterium für die Befragten unseres Ernährungsreports ist, neben dem Geschmack, die Gesundheit.

Hier setze man mit einer Ernährungsstrategie an, indem gesundes und nachhaltiges Essen für alle leichter zugänglich machen, so das Bundesministerium. In den Einrichtungen der Gemeinschaftsverpflegung essen täglich 17 Millionen Menschen, davon gut sechs Millionen Kinder und Jugendliche in Kitas und Schulen. Was da auf die Teller komme, sei nicht nur eine Frage des Respekts, sondern auch eine Riesenchance: für alle, die gesund essen wollen, für Unternehmen, die nachhaltige Lebensmittel und Mahlzeiten herstellen und natürlich für die heimische Landwirtschaft.

Menschen wollen informiert sein
Der Report 2024 zeige zudem, dass sich die Menschen über ihre Lebensmittel informieren wollen, etwa wie Tiere gehalten werden oder woher ihr Essen kommt. Das setze man mit dem Tierhaltungskennzeichen an, das im nächsten Jahr verbindlich auf den entsprechenden Produkten zu finden sein werde. „Bereits seit Februar habe ich die Herkunftskennzeichnung ausgeweitet, damit Verbraucherinnen und Verbraucher ganz sicher wissen, woher ihr Fleisch stammt“, sagt Minister Özdemir.

Von Lebensmittelauswahl bis Zuckergehalt
Für den BMEL-Ernährungsreport „Deutschland, wie es isst“ befragte Forsa im Mai 2024 rund 1.000 Bürgerinnen und Bürger in Deutschland ab 14 Jahren. Die 13 Kapitel des Reports behandeln Themen wie Kriterien für die Auswahl von Lebensmitteln, Freude am Kochen, Bedeutung von Lebensmittelinformationen und Gütesiegeln, die Relevanz des Zuckergehalts und Erwartungen an Land- und Ernährungswirtschaft.

Tierwohllabel bekommt stärkere Bedeutung
Mit der inzwischen neunten Befragung dieser Art lassen sich auch Entwicklungen im Bereich Lebensmittel und Ernährung abbilden, sagt das Bundesministerium. Zum Beispiel achten fast doppelt so viele Menschen wie noch 2015 beim Einkauf auf das Tierwohllabel: Ihre Zahl hat sich von 36 Prozent auf 65 Prozent erhöht. Beim EU-Biosiegel stieg der Anteil im gleichen Zeitraum von 47 auf 59 Prozent. Mit 39 Prozent kaufen auch deutlich mehr Menschen „öfters“ vegetarische oder vegane Alternativen zu tierischen Produkten. 2020 lag dieser Wert bei 29 Prozent.

Besonders wichtig: Geschmack und Gesundheit
Erstaunlich konstant hingegen ist die Antwort auf die Frage, was den Menschen beim Essen (sehr) wichtig ist: Seit 2015 beantworten 98 oder 99 Prozent dies mit „gutem Geschmack“ (2024: 99 Prozent). Das Kriterium „gesund“ steht ebenso traditionell mit je 89 bis 92 Prozent an Platz zwei (2024: 91 Prozent). Frauen legen dabei mit 97 Prozent deutlich mehr Wert auf gesunde Ernährung als Männer (85 Prozent).

Fleischgenuss sinkt weiter
Laut den Ergebnissen des Ernährungsreports 2024 essen 71 Prozent der Befragten mindestens einmal am Tag Obst und Gemüse, Milchprodukte wie Joghurt oder Käse stehen bei 62 Prozent auf dem täglichen Speiseplan. Das sind vier Prozentpunkte mehr als 2023. Bei Fleisch oder Wurst gibt es mit 23 Prozent im Vergleich zum Vorjahr kaum Veränderungen. Seit Beginn der Befragung verzehren jedoch immer weniger Menschen täglich Fleisch oder Wurst: Im Jahr 2015 waren es 34 Prozent und damit elf Prozentpunkte mehr als heute.

Nutri-Score, Label und Saisonalität
88 Prozent der Befragten haben den Nutri-Score beim Einkauf schon einmal auf einer Lebensmittelverpackung wahrgenommen. Bei der ersten Erhebung dieser Frage im Jahr 2021 waren es 44 Prozent. 37 Prozent geben an, dass der Nutri-Score auch die Kaufentscheidung beeinflusst. Zusätzlich zu Labeln achten die Befragten auf Saisonalität bei Obst und Gemüse (80 Prozent) und darauf, dass die Produkte aus ihrer Region kommen (77 Prozent). Auf Angebote achten 68 Prozent – das sind fünf Prozentpunkte weniger als im Vorjahr.

„Sehr wichtig“: Politik für bessere Tierhaltungsbedingungen
Ein Großteil der Befragten (92 Prozent) findet es sehr wichtig oder wichtig, dass die Politik für bessere Tierhaltungsbedingungen sorgt. Fast genauso viele (91 Prozent) meinen, dass in Haushalten und Betrieben weniger Lebensmittelabfälle produziert werden sollten. Den Ausbau des Ökolandbaus befürworten 88 Prozent. 42 Prozent sind der Auffassung, dass Obst und Gemüse zu teuer sind, bei Fleisch- und Wurstprodukten sind es 25 Prozent.

Foto: Cover Ernährungsbericht 2024