Brotwert-Projekt der Bäckerei Görtz
Brotwert Gruppenbild: (v.l.) Katja Thieme, Prof. Dr. Dieter Thomaschewski, Anabel Görtz und Peter Görtz gestern bei der Vorstellung des Projekts. Foto: Quelle: Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen
Gemeinsam mit der Bäckerei Görtz (220 Filialen) erarbeitet das Ludwigshafener Institut für Management und Innovation (IMI) Kommunikationsmaßnahmen, um das Wissen und die Wertschätzung für hochwertige Backwaren zu steigern. Denn Brot werde oft schon weggeworfen, wenn es hart und trocken erscheint, obwohl es noch gut genießbar ist, so die Projektbeteiligten. Man wolle Wege finden, dass weniger Backwaren im Müll landen. Das im September 2022 gestartete Projekt wird gefördert durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft und unterstützt durch den Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks.
Auf Basis von Erkenntnissen anderer Projekte und Studien, einer eigenen Verbraucherumfrage und betrieblichen Erfahrungswerten wurden verschiedene digitale und analoge Kommunikationsmaßnahmen entwickelt und seit Frühjahr dieses Jahres in der Praxis eingesetzt. Derzeit biegt das Projekt auf die Zielgerade ein, verschiedene Aktivitäten laufen aber, parallel zur Evaluation der Projektresultate, bis Jahresende.
Firmenchef Peter Görtz und IMI-Institutsleiter Prof. Dr. Dieter Thomaschewski, stellten im Rheingönheimer Firmensitz der Bäckerei das Projekt näher vor. Thomaschewski skizzierte zunächst die Ausgangslage: In Deutschland landen nach einer Studie des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) bis zu 78 Kilogramm Lebensmittel pro Kopf und Jahr im Müll privater Haushalte. 13 Prozent entfallen dabei auf Brot und Backwaren. Die Gründe dafür offenbaren unter anderem die Ergebnisse einer Online-Verbraucher-Umfrage des IMI von regionalen Bäckereikunden in Kooperation mit Bäcker Görtz: Brot wird oft bereits weggeworfen, wenn es hart und trocken erscheint, obwohl es noch gut genießbar ist. Außerdem wird oft mehr gekauft, als benötigt, wobei dies Männern häufiger passiert als Frauen.
Lagerung und Resteverwertung: Informationskampagne soll aufklären
Ein weiteres Problem ist die falsche Lagerung, durch die Brot schneller alt wird und letztlich verdirbt. Dem stellen die Projektpartner IMI und Görtz eine Informationskampagne entgegen, die die Verbraucher auf unterhaltsame Weise über das wichtige Grundnahrungsmittel Brot aufklärt, Tipps zur idealen Lagerung gibt und Möglichkeiten der Resteverwertung bietet – „ganz ohne moralisch erhobenen Zeigefinger“, wie Dieter Thomaschewski und Peter Görtz erklären. Dieser Dreiklang, so hoffen die beiden, soll längerfristig zu einer höheren Wertschätzung hochwertiger Backwaren und zu einem größeren Bewusstsein im Umgang mit Lebensmitteln führen.
Crossmediale Informationen werden gut genutzt
Informiert werden die Bäckerei-Kunden sowohl analog wie digital: digital über die
Homepage der Bäckerei, deren App und Social-Media-Kanäle; analog über Aktionen in den Filialen, Plakatkampagnen, Tablettaufleger, postalischen Couponversand oder bedruckte Tüten. Besonders gut kam bei der Kundschaft ein mehrteiliges Quiz über Brotwissen, Herstellung und Konsum sowie nachhaltigen Umgang an. Auch ein interaktiver Mengenrechner für das Feiern mit Gästen wurde gern angenommen. Allein im Zeitraum von Februar bis August 2024 seien 80.000 Zugriffe auf die „Brotwert“-Seiten der Görtz-Homepage erfolgt, so Thomaschewski. Doch widerspricht der Einsatz für nachhaltigen Konsum nicht den kaufmännischen Interessen der Bäckereien? Nein, meint Görtz-Geschäftsführer Peter Görtz: „Mein Bäckerherz schlägt hier stärker als mein Verkäuferherz. „Unser Ansinnen ist nicht, dass unsere Produkte weggeworfen werden.“
Alle Ergebnisse werden veröffentlicht und zugänglich gemacht
Im vierten Quartal dieses Jahres soll nun zum Abschluss des Projekts eine weitere Umfrage erfolgen, um Feedback der Verbraucher einzuholen. Anschließend werden die Ergebnisse publiziert und frei zugänglich gemacht. Geplant ist auch eine Übertragung auf andere Themenbereiche wie den Fleischkonsum. Auch Kooperationen mit Schulen seien in Zukunft eine Möglichkeit, so Professor Thomaschewski.
Mehr Info über das Projekt und die Ergebnisse finden Sie hier.